Das Lebensgefühl einer Generation einfangen und zu Papier bringen - das schafften im Jahr 2003 Timm Klotzek und Michael Ebert, die zuvor schon die Jugendbeilage "Jetzt" der "SZ" verantwortet hatten, mit dem neuen Magazin "Neon" erneut für Gruner + Jahr. Das Motto lautete "Eigentlich sollten wir erwachsen werden" und zielte auf junge Leute zwischen 20 und 30, die zwar schon volljährig sind, sich aber nicht wirklich erwachsen fühlen.

Damit lagen die Macher goldrichtig, "Neon" entwickelte sich für Gruner + Jahr zu einem vollen Erfolg mit zunächst stetig steigenden Leserzahlen. In den besten Zeiten in den Jahren 2009 bis 2012 stieg die verkaufte Auflage auf fast 250.000 an, noch bis 2013 hielt sich "Neon" bei mehr als 200.000 verkauften Exemplaren - damit war die Zeitschrift eine der erfolgreichsten Zeitschriften-Neugründungen dieser Zeit. Doch dem allgemeinen Abwärtstrend der Print-Auflagen konnte sich auch "Neon" nicht entziehen.

Daran konnte auch ein größerer Relaunch im Frühjahr 2016, der das Heft "direkter und lauter" machen sollte, nichts ändern, ebensowenig wie ein Wechsel an der Spitze. Im Herbst 2016 übernahm Ruth Fend die Chefredaktion. Den Abwärtstrend konnte sie nicht stoppen: Ende 2016 fiel die verkaufte Auflage erstmals unter die Marke von 100.000 Exemplaren, im vierten Quartal (dem traditionell schwächsten für "Neon") 2017 waren weniger als 61.000 Käufer übrig. Jenen, die der "Neon" entwachsen sind, sind nicht genügend jüngere gefolgt. "Die heute 20-Jährigen haben neue Lebensbegleiter gefunden, im Zeitschriftenregal, aber auch im Netz, unter anderem bei den digitalen Angeboten von 'Neon'", analysiert Chefredakteurin Ruth Fend.

Fend oblag es nun auch, das Aus für das gedruckte Magazin - die letzte Ausgabe erscheint am 18. Juni - zu verkünden. Und sie tut es auf stern.de in der typischen "Neon"-Art: "Als unsere Leser wisst ihr, was für einen Rat wir euch geben würden, wenn die Basis für eine Beziehung nicht mehr da ist: Seid ehrlich zu euch. Denkt nach vorn. Trennt euch. Für die gedruckte NEON ist es die wirtschaftliche Perspektive, die nicht mehr vorhanden ist. Wir haben um sie gekämpft – auch das ist wichtig. Aber jetzt müssen wir loslassen."

Verschwinden wird "Neon" nicht, online lebt die Marke weiter. Erst im Februar hatte Gruner + Jahr angekündigt, kräftig in den Ausbau des Online-Angebots zu investieren, dort sei man zuletzt auch schon deutlich gewachsen. Und den Abschied vom gedruckten Heft will man zumindest nicht leise begehen: Angekündigt ist "eine Party, zu der wir euch alle einladen". Weitere Details dazu sind noch nicht bekannt.