Nachdem der Hanns-Joachim-Friedrichs-Preis im vergangenen Jahr an gleich drei Journalisten ging, wird 2018 wieder nur eine Person in der Hauptkategorie ausgezeichnet. Wie der Hanns-Joachim-Friedrichs-Preis für Fernsehjournalismus e.V. bei seiner letzten Sitzung beschlossen hat, wird Anja Reschke mit dem Preis ausgezeichnet. Die Verleihung findet im kommenden November statt.

Als Moderatorin der Sendungen "Panorama" und "Zapp" zeige sie "Haltung ohne Arroganz, Toleranz ohne Beliebigkeit und Stehvermögen ohne Sturheit", so die Begründung der Mitglieder des Vereins. Ihre Kommentare seien klar, unmissverständlich und nicht belehrend. Sie mute den Zuschauern Meinung zu und sie begründe diese auch. Anja Reschke misstraue dem Mainstream und sie vertraue der Überzeugungskraft und der aufklärenden Wirkung investigativer Berichterstattung, so die Mitglieder des Vereins.

Der Sonderpreis des Vereins geht in diesem Jahr an die 3sat-Sendung "Kulturzeit". Neben ihr war auch Funk von ARD und ZDF nominiert. Mit "guter Mehrheit" haben sich die Mitglieder des Vereins aber für die "Kulturzeit" entschieden. Schon die Sendezeit der werktäglich ausgestrahlten Kultursendung habe Symbolcharakter, die "Kulturzeit" läuft zwischen "heute" und "Tagesschau" und trage so "wesentlich zum Verständnis dieser tagesaktuellen Sendungen bei". Die Redaktion der "Kulturzeit" zeige ihren Zuschauern, dass es jenseits von politischen und wirtschaftlichen lnteressen eine trag- und zukunftsfähige Dimension menschlichen Zusammenlebens gebe. Diese Aufgaben würden zwar auch andere Kulturmagazine wie "ttt" oder "Aspekte" wahrnehmen, hier honorieren die Mitglieder des Vereins aber die "grenzüberschreitende Kooperation schweizer-, österreichischer- und deutscher Redaktionen".

Größere Diskussionen gab es rund um den ehemaligen WDR-Intendanten Fritz Pleitgen, der Gründungsmitglied des Hanns-Joachim-Friedrichs-Preises ist und für sein Lebenswerk mit einem Ehrenpreis ausgezeichnet werden sollte. Zumindest gab es eine entsprechende Nominierung. Dagegen argumentierte unter anderem Claus Kleber, der Bedenken äußerte, ein Ehrenpreis für Pleitgen könne zu sehr nach einer Selbstprämierung für Mitglieder aussehen. Der ZDF-Journalist schlug daher vor, bei der nächsten Preisverleihung im November eine "Fritz Pleitgen Lecture" für unabhängigen Journalismus zu halten. Die Mitglieder des Vereins nahmen diesen Vorschlag an, nun wird ein Redner für diese Lecture gesucht.

Mitglieder im Verein sind unter anderem Nikolaus Brender, Annette Dittert, Tina Hassel, Maybrit Illner, Claus Kleber, Theo Koll, Sandra Maischberger, Frank Plasberg, Thomas Roth, Cord Schnibben, Marietta Slomka, Ulrich Wickert, Anne Will und Armin Wolf. Nicht mehr mit dabei ist inzwischen Antonia Rados. Sie hat den Verein verlassen, weil sie die Vergabe des Preises 2017 an einen der Preisträger nicht mittragen wollte. Die Jury ehrte damals die ZDF-Journalisten Hans-Ullrich Gack und Luc Walpot sowie den CNN-Berichterstatter Frederik Pleitgen.