Auf der Titelseite warb die "TV Movie" im Mai mit einem Exklusiv-Interview, doch die Lektüre des vermeintlichen Gesprächs mit Jan Josef Liefers und Axel Prahl im Heft weckten Zweifel daran, ob das Interview so stattgefunden hat. Mehrere Aussagen der beiden Schauspieler sind vorher schon in anderen Interviews oder bei Veranstaltungen geäußert worden. Auf DWDL.de-Nachfrage bei den Managements der beiden Schauspieler bestätigen diese dann auch: Es gab kein Interview mit "TV Movie".

Am Dienstag, den 22. Mai, haben wir die Bauer Media Group im Zuge unserer Recherche erstmals mit Fragen zum vermeintlichen Exklusiv-Interview konfrontiert. Gut 24 Stunden später folgte das erste Statement: „Wir sind davon ausgegangen, dass diese Veröffentlichung ordnungsgemäß erfolgt ist. In der Kürze der Zeit können wir leider nicht mehr zu diesem Thema sagen.“

Wir veröffentlichten unseren Artikel inklusive dieser Stellungnahme. Die Recherchen des Medienmagazins DWDL.de wurden am Folgetag dann auch von anderen Medien aufgegriffen. Offenbar in Folge dieser weiteren Berichte veröffentlichte die Bauer Media Group am 24. Mai noch eine zweite Erklärung - so jedenfalls unsere Annahme. Die Stellungnahme kam ohne weitere Anfrage unsererseits.

„Mit Betroffenheit haben wir die Berichterstattung rund um den Artikel zum neuen ‚Tatort‘ mit Jan Josef Liefers und Axel Prahl zur Kenntnis genommen. Die Veröffentlichung wurde mit den zuständigen Stellen abgestimmt. Keine der Aussagen entspricht der Unwahrheit und kein Zitat wurde erfunden. Wir nehmen dies dennoch sehr ernst und bemühen uns um vollständige Aufklärung.“

Es ist eine perfide Stellungnahme, weil sie einen Vorwurf kontert, der gar nicht erhoben wurde: Natürlich entsprachen keine der Aussagen der Unwahrheit und natürlich wurde nichts erfunden. Schließlich ist das vermeintliche „Exklusiv-Interview“ der „TV Movie“ ja aus alten Aussagen der beiden Protagonisten zusammengebastelt.

Der eigentliche Vorwurf, dieses konstruierte Gespräch u.a. auch auf dem Cover der „TV Movie“ als „Exklusiv-Interview“ zu verkaufen, wird weiterhin nicht adressiert. Der letzte Satz des neuen Statements gab aber noch leise Hoffnung auf Antworten: „Wir nehmen dies dennoch sehr ernst und bemühen uns um vollständige Aufklärung.“

Es war jedoch ein Fehler, daran zu glauben, dass die Bauer Media Group ernsthaft an einer vollständigen Aufklärung interessiert sein könnte. Man sollte die Bauer Media Group nicht beim Wort nehmen: Auf eine Nachfrage am 29. Mai, was die Aufklärung nun ergeben habe, erfolgte keine Antwort. Auf erneute Nachfrage am 7. Juni kam dann eine Antwort, die so erhellend ist wie „TV Movie“ seriös.

„Wie bereits kommuniziert, wurde die Veröffentlichung mit den zuständigen Stellen abgestimmt. Keine der Aussagen entspricht der Unwahrheit und kein Zitat wurde erfunden.“ Im Norden nichts Neues. Was schon zwei Wochen vorher galt, gilt auch jetzt: Das war nie der erhobene Vorwurf. Unbeantwortet bleibt weiter die Frage, wie die „TV Movie“ dazu kam, einen wild konstruierten Text als „Exklusiv-Interview“ zu verkaufen.

Unbeantwortet bleibt auch die eigentlich recht banale Frage, wer für die Titelseite der „TV Movie“ verantwortlich ist. Chefredakteur der „TV Movie“ ist seit zwei Jahren jedenfalls Uwe Bokelmann, der für die Bauer Media Group gleich zahlreiche, kommerziell sehr erfolgreiche Titel verantwortet und trotzdem für viele in der Branche ein Gespenst bleibt. In Erscheinung tritt er selten. Niemand will erklären, was schief gelaufen ist. Im wahrsten Sinne des Wortes verantwortungsloser Journalismus.

Das erfundene Exklusiv-Interview, das so nie stattgefunden hat, ist im Übrigen mehr als nur eine weitere journalistische Bankrott-Erklärung der „TV Movie“, die auch schon mit einer Filmbewertung ohne Sichtung des Films ihre Glaubwürdigkeit verspielt hat. Es schadet der Glaubwürdigkeit aller Journalisten und Medien, die sowohl Zeit als auch Geld investieren, um tatsächlich exklusive Gespräche zu führen. Die "TV Movie" bzw. Bauer Media Group erweist ernsthaften Journalisten damit einen Bärendienst.