Man kann der ARD eigentlich nicht vorwerfen, dass sie sich nicht häufig und ausführlich in Dokumentationen mit aktuellen Themen beschäftigen würde - allein: Groß angepriesen werden sie eher selten, stattdessen finden sie sich am späten Abend wieder. Seit Ende April gab es nun immerhin sechs Dokus um 20:15 Uhr zu sehen, zusammengefasst unter dem Label "Was Deutschland bewegt". Programmdirektor Volker Herres zog nun eine eher gemischte Bilanz.

Die sechs Teile hätten zwar gezeigt, dass sich die ARD aktuellen Themen in einer State-of-the-Art-Aufmachung widmen könne, allerdings habe man auch erkennen müssen, dass man "realistisch" bleiben müsse, was die Akzeptanz beim Publikum angehe. Laut Herres habe man gehofft, dass man zweistelige Marktanteile erreichen könne. Gelungen ist das allerdings nur mit dem Film "Ungleichland - Wie aus Reichtum Macht wird", den immerhin 2,7 Millionen Zuschauer eingeschaltet hatten. Insgesamt hätten die Dokus hingegen nur 7,5 Prozent Marktanteil erreicht - "a bisserl wenig", so Herres. Bemerkenswert ist allerdings durchaus, dass die sechs Dokus beim jüngeren Publikum mit im Schnitt über 6 Prozent Marktanteil durchaus in der Nähe des Senderschnitts lagen.

Die Tatsache, dass man zumindest mit einem der Filme das selbst gesteckte Ziel eines zweistelligen Marktanteils erreicht habe, zeige aber, dass es möglich sei. Und es habe sich gezeigt, dass Dokus um 20:15 Uhr besonders dann lohnenswert seien, wenn das Thema so gewählt sei, dass es im Anschluss auch von "Hart aber fair" aufgegriffen werden könne. Auch hier lief es im Anschluss an "Ungleichland" besonders gut, Frank Plasberg holte mit dem Thema "Der Club der Reichen – wie viel Ungleichheit verträgt das Land?" eine der besten Reichweiten des Jahres. Generell gelte es einfach, noch etwas intensiver darüber nachzudenken, welche Themen es sind, die Deutschland bewegen und die somit das Zeug für eine Doku um 20:15 Uhr hätten, so Herres. Dann könne man diese auch künftig "einstreuen" - regelmäßig wird man solche Dokus zur besten Sendezeit aber offenbar nicht sehen.

Neben "Was Deutschland bewegt" testete Das Erste in den letzten Wochen auch noch das junge Dokuformat "Rabiat" vom Y-Kollektiv am späteren Abend. Eine offizielle Bestellung einer zweiten Staffel steht wohl noch aus, doch Radio Bremen wolle weiter machen und er wolle das ebenfalls, so Herres - dementsprechend wird es hier also ziemlich sicher eine Fortsetzung geben.