Oliver Polak ist für seine kontroversen Auftritte bekannt, doch mit seinem Auftritt in der ARD-Show "WM-Kwartira" mit Jörg Thadeusz und Micky Beisenherz ist der Comedian am Dienstagabend nach Auffassung vieler Zuschauer zu weit gegangen. Polak, der in der Vergangenheit zusammen mit Beisenherz die viel beachtete WDR-Reihe "Das Lachen der Anderen" moderierte und 2017 sogar den Grimme-Preis für die Moderation der kontroversen ProSieben-Show "Applaus und raus" erhielt, arbeitete sich in der Show an Lothar Matthäus und dessen Äußerungen zum Abschneiden der Nationalmannschaft bei der Fußball-WM ab.

"Menschen wie Lothar Matthäus sollten nicht mehr offiziell im Fernsehen sprechen dürfen zum Fußball", sagte Polak und erntete dafür zunächst einige Lacher und Applaus. Deutlich stiller wurde es kurz darauf, als er den Rekord-Nationalspieler zunächst als "Volltrottel" und später sogar als "pädophilen Volltrottel" bezeichnete. Moderator Micky Beisenherz versuchte noch zu retten, was nicht mehr zu retten war und sprach von einer "Eigenmeinung des Gastes", ging dann aber schnell zur Tagesordnung über. So gut wie das eben möglich ist, wenn ein unberechenbarer Gast wie Oliver Polak auf dem Sofa sitzt.

Bei der ARD zeigte man sich am Tag danach einigermaßen überrascht von dessen Auftritt - und die Moderatoren selbst zerknirscht, weil sie mit ihrem eigenen Umgang mit der Situation offensichtlich nicht zufrieden waren. Im Zuge der Aufregung scheint zudem beim für die WM in der ARD zuständigen SWR einiges durcheinandergeraten zu sein, denn als DWDL.de am Mittwoch nach einem Statement fragte, kam als Antwort zunächst ein schriftliches Statement des Teamchefs Thomas Wehrle, das sich am nächsten Morgen jedoch als verändertes Zitat der beiden Moderatoren entpuppte. Nicht also Wehrle war es, der Thadeusez und Beisenherz scharf kritisierte, sondern das Duo selbst.

"Die Aussagen von Oliver Polak haben uns sehr irritiert", erklären sie in einem schriftlichen Statement, sie hätten die große Empörung "im ersten Moment auch nicht das richtige Stilmittel" erachtet. "Auch wenn die wir innerlich aufgewühlt waren, wollten wir auch im Interesse des Betroffenen dem Ganzen keine größere Skandalisierungsbühne geben. Deshalb beließen wir es zunächst bei der Aussage, dies sei die 'Eigenmeinung des Gastes' und dem Verweis auf Matthäus' WM-Titel", so Beisenherz und Thadeusz.

Oliver Polak im WM-Kwartira© Screenshot Das Erste

Oliver Polak und Micky Beisenherz

Und doch scheinen sie rückblickend nicht glücklich zu sein mit ihrer Reaktion auf Polaks Spruch, obwohl sie ja innerhalb weniger Sekunden in der Live-Sendung reagieren mussten und dies durchaus souverän taten. Beisenherz und Thadeusz: "Die Aussagen des Gastes waren so weit draußen, dass uns eine Einordnung fast unnötig erschien. Beim Blick auf die letzten Minuten der gestrigen Sendungen muss man aber selbstkritisch sagen: Bei dieser WM haben einige deutsche Teilnehmer Schwächen in der Defensive gezeigt. Gestern gehörten wir leider auch dazu. Dafür möchten wir uns bei Lothar Matthäus aufrichtig entschuldigen."

"Die Aussagen von Oliver Polak haben uns sehr irritiert. Da ein – offensichtlich! – polarisierender Satiriker auf der Couch saß, schien uns die große Empörung aber im ersten Moment auch nicht das richtige Stilmittel zu sein. Auch wenn die wir innerlich aufgewühlt waren, wollten wir auch im Interesse des Betroffenen dem Ganzen keine größere Skandalisierungsbühne geben. Deshalb beließen wir es zunächst bei der Aussage, dies sei die „Eigenmeinung des Gastes“ und dem Verweis auf Matthäus' WM-Titel. Die Aussagen des Gastes waren so weit draußen, dass uns eine Einordnung fast unnötig erschien. Beim Blick auf die letzten Minuten der gestrigen Sendungen muss man aber selbstkritisch sagen: Bei dieser WM haben einige deutsche Teilnehmer Schwächen in der Defensive gezeigt. Gestern gehörten wir leider auch dazu. Dafür möchten wir uns bei Lothar Matthäus aufrichtig entschuldigen."
Jörg Thadeusz und Micky Beisenherz

Lothar Matthäus äußerte sich zu den Aussagen des Comedians bislang übrigens nicht. Unklar bleibt bislang auch, weshalb der SWR seinen WM-Teamchef zunächst die Worte der beiden Moderatoren in veränderter Form in den Mund legte - und so den Eindruck erweckte, der SWR kritisiere Micky Beisenherz und Jörg Thadeusz in ungewöhnlicher Schärfe. So oder so bleibt festzuhalten, dass Oliver Polak nach diesem Auftritt so schnell nicht mehr in eine Sendung des SWR eingeladen werden dürfte.

Hinweis: Wir haben den ursprünglichen Artikel verändert, nachdem der SWR am Donnerstagmorgen einräumte, dass das Zitat in seiner ursprünglichen Fassung nicht wie zunächst von der Pressestelle angegeben von ARD-WM-Teamchef Thomas Wehrle, sondern von Micky Beisenherz und Jörg Thadeusz stammt.