Wohl nicht jeder hätte im Jahr 2006 erwartet, dass "Alles was zählt" heute, zwölf Jahre später, noch auf Sendung ist. Die RTL-Soap war damals gewissermaßen die Antwort auf "Verliebt in Berlin" – jene Telenovela, die Sat.1 am Vorabend ein Jahr lang in ungeahnte Quoten-Sphären schoss. Die Serie rund um die Verwandlung der Lisa Plenske vom hässlichen Entlein zum schönen Schwan war zeitweise erfolgreicher als "Gute Zeiten, schlechte Zeiten", doch ähnlich heftig wie der Hype war auch der anschließende Absturz. Denn nachdem die Liebesgeschichte auserzählt war, konnte der neue Handlungsstrang die Zuschauer nicht mehr überzeugen.

Genau darauf spekulierte einst RTL, als man "Alles was zählt" in direkter Konkurrenz zur ersten Folge von "Verliebt in Berlin" ohne Lisa Plenske zeigte. Das erste Ergebnis fiel ernüchternd aus: Während die Sat.1-Telenovela fast 22 Prozent Marktanteil verbuchte, blieb der RTL-Neustart bei weniger als 13 Prozent hängen – für damalige Verhältnisse erst recht ein enttäuschender Wert. Doch die Situation am Vorabend hat sich gewandelt: Schon nach 31 Tagen lag "AWZ" erstmals im direkten Duell vorne. Heute ist "Verliebt in Berlin" längst verschwunden und "Alles was zählt" konnte sich als verlässlicher Anker halten, auch wenn sich die dritte Soap des Kölner Senders mit durchschnittlichen Marktanteilen zwischen 13 und 14 Prozent seit Jahren stets im Schatten von "GZSZ" bewegt.

An diesem Mittwoch steht nun schon die 3000. Folge an. Den Fokus hat "Alles was zählt" längst verändert, auch wenn das Eislaufen noch immer eine Rolle spielt. "Bis heute transportiert 'AWZ' die Botschaft 'alles ist möglich, wenn man seine Träume glaubt und weiß, wofür man kämpft", sagt Joachim Kosack (Foto), Geschäftsführer der Produktionsfirma UFA Serial Drama. "Wir sind aber überzeugt, dass es heute nicht mehr nur um Siegertum geht." Auch der Traum von einer intakten Familie oder eine beruflichen Weiterentwicklung seien Werte, für die es sich zu kämpfen lohne. "Das 'Ich schaffe das allein'-Gefühl von vor zwölf Jahren ist nicht mehr zeitgemäß."

Und doch ist freilich einiges geblieben. "Damals wie auch heute ist es wichtig, ein einzigartiges Format zu kreieren, das ein klares Versprechen an den Zuschauer und einen einzigartigen USP vorweisen kann", betont Kosack. Dass das so bleibt, hat nicht zuletzt Creative Producer Peter Schlesselmann zu verantworten, bei dem alle kreativen Fäden zusammenlaufen. "Unser straffer Produktionsplan mit seinen vielen parallel verlaufenden Arbeitsschritten erfordert schnelle Entschlüsse und schnelles Handeln", sagt er. "Sich für einige weitreichende Entscheidungen dennoch die nötige Ruhe und Zeit zu nehmen und sich dabei nicht zu sehr von der Hektik des Arbeitsalltags unter Druck setzen zu lassen, ist nicht immer leicht – aber sehr wichtig."

Mit noch immer im Schnitt mehr als zwei Millionen Zuschauern scheint man rückblickend also einiges richtig gemacht zu haben. Ein Ende ist jedenfalls auch nach 3.000 Folgen nicht in Sicht. "Die Serie up to date zu halten, ist ein ständiger Prozess, bei dem man immer wieder überprüft, ob die Geschichten und Figuren, die Zuschauer bewegen und begeistern, ob visuelle Umsetzung und Musik zeitgemäß sind, ob Sets, Kostüme und Maske aktuell sind", erklärt RTL-Redakteurin Katharina Katzenberger. Zum Jubiläum haben die Soap-Macher nun etwa am Vorspann und Logo von "Alles was zählt" Hand angelegt.

Inhaltlich steht zum Jubiläum indes eine Hochzeit an, von der noch nicht ganz klar ist, ob sie für die beiden Hauptfiguren als Traum oder Alptraum entpuppen wird, weil eine Geiselnahme das Fest im Garten der Villa Steinkamp überschattet. Der Stoff für die nächsten Wochen ist also gesichert. Und welchen Herausforderungen muss sich "Alles was zählt" in Zukunft stellen? "Wie bei all unseren Serien geht es darum, gute Geschichten zu erzählen", sagt Geschäftsführer Joachim Kosack. "Die größte Herausforderung ist es daher, kurzweilige, energiegeladene und zugleich relevante Inhalte zu kreieren, die unsere Zuschauer bewegen und unterhalten."

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