Am vergangenen Mittwoch hat die Streamingplattform YouTube nach Berlin geladen, um seine ersten deutschen Originals vorzustellen. Das sind Produktionen, die einzig und allein für YouTube Premium in Auftrag gegeben wurden, ein Angebot der Google-Tochter, das hierzulande vor wenigen Monaten an den Start ging und knapp zwölf Euro pro Monat kostet. Bei den drei Formaten handelt es sich um "Bullsprit", eine Serie mit den "Bullshit TV"-Jungs, "Neuland", eine Show mit Phil Laude und "LeFloid VS The World", eine Dokumentationsreihe mit Florian Diedrich. Also allesamt Namen, die auf YouTube schon große Erfolge gefeiert haben. Wie sich die YouTube-Stars für das Premium Angebot schlagen, haben wir uns ein bisschen genauer angeschaut.

 

Bullsprit, Serie
C-Bas (Sebastian Meichsner), Philipp Meichsner und Christos Manazidis sind in erster Linie für ihre Street Comedy, Pranks und Sketche bekannt, die sie auf dem YouTube-Kanal "Bullshit TV" hochladen. Stolze 1,7 Millionen Menschen können sie dort zu ihren Abonnenten zählen. Mit "Bullsprit" starten sie nun ihre erste Serie, die vor allem eines deutlich macht: YouTube bleibt sich mit seiner Eigenproduktion äußerst treu und bietet all denjenigen, die jedem Vlogger und Influencer folgen, gewohntes Material. Damit sind allerhand Gastauftritte gemeint, wie beispielsweise von den Lochis, aber auch Witze, die vor allem dann jemand lustig findet, wenn er mehr als neun Stunden am Tag in den sozialen Medien verbringt.

Bullsprit© YouTube

In ihrer Geschichte steht Jannis, verkörpert von Christos, mit seinen Freunden vor der Aufgabe, die heruntergekommene Tankstelle seines verstorbenen Onkels Stavros (Friedrich Liechtenstein) einen Monat lang erfolgreich zu führen. Nur dann bekommt er sie letzten Endes auch vererbt. Dabei kommen dem Dreiergespann aber nicht nur bekannte Online-Gesichter in die Quere, sondern auch allerhand Namen, die man eigentlich aus dem Fernsehen kennt. So ist neben Ralf Richter und Oliver Korritke auch Andrea Sawatzki mit dabei sowie der Rapper Haftbefehl. In Kombination ist eine flippige Serie entstanden, die perfekt auf die Zielgruppe passt. Eigentlich auch auf die Plattform, jedoch könnten die zwölf Euro, die für Premium im Monat gezahlt werden müssen, gerade auf Jugendliche abschreckend wirken - das gilt aber natürlich grundsätzlich für den Dienst und ist kein spezielles Problem von "Bullsprit". 

Neuland, Show
"Das Internet ist für uns alle Neuland", meinte unsere Bundeskanzlerin einst so schön. Das Ex-Y-Titty-Mitglied Phil Laude bringt uns dieses Neuland nun im Comedyformat. In Zusammenarbeit mit Brainpool wurde eine Show entwickelt, die sich verdächtig nach klassischem Fernsehen anfühlt: Allerhand Gäste wie Wincent Weiß, Luke Mockridge oder Eko Fresh begeben sich in die Obhut des Hosts und beweisen ihre Talente in Spielen und Musikeinlagen. Verfeinert wird das Ganze mit seinem "Social Media Manager" Heinz, der ein bisschen an Oma Violetta aus "Circus Halligalli" erinnert, und Einspielern, die Phils Talente noch am besten unter Beweis stellen. Zuletzt auf allerlei sozialen Plattformen, nun gebündelt bei YouTube: Laude verpackt den Yolo-Humor in allerbester Manier. 

Neuland© Brainpool/Steffen Z Wolff

Deswegen ist es besonders schade, dass sich im Laufe der Show immer mal wieder Ungereimtheiten einschleichen, die gar nichts mit dem Comedian zu tun haben. Miese Soundeffekte, wie übertriebenes schlürfen am Glas, nervige Lacher oder fehlende Tonabstimmung ziehen die Qualität von "Neuland" unnötig runter. Sonst aber funktioniert das kurzweilige Format äußerst gut, was vor allem am eingespielten Autoren-Team liegt und den absurden Gags, die sich immer weiter steigern. Eines der besten Beispiele dafür ist David Hasselhoffs Gastauftritt. Nachdem in der Pilotepisode von "Neuland" noch damit gescherzt wurde, dass Phil schon immer in die Fußstapfen von Hasselhoff treten wollte, steht er in der nächsten Folge plötzlich da.

LeFloid VS The World, Dokumentarreihe
LeFloid ist in der YouTube-Szene genauso bekannt, wie die Jungs von Bullshit TV oder Phil Laude. Der breiten Masse wurde er 2015 bekannt, als er Angela Merkel interviewte. Vor allem professionelle Journalisten schüttelten den Kopf, da der damals 28-jährige kaum Präsenz zeigte und sich von der Kanzlerin zutexten lies. Doch ausgerechnet Florian Diedrich – so heißt er bürgerlich – liefert mit "LeFloid VS The World" das beste der drei neuen Original Produktionen ab. Mit seiner Dokumentarreihe, für die er um die Welt gereist ist, liefert er ein Informationsformat, das mit seinem Inhalt genauso überzeugen kann, wie mit seinem Look.

LeFloid VS The World© YouTube

Während "Bullsprit" und "Neuland" nur teilweise so aussehen, als ob sie von einer riesigen Plattform wie YouTube produziert werden, strahlt "LeFloid VS The World" die Qualität aus, die beinahe mit einem Netflix Original zu vergleichen ist. Der Augenschmaus paart sich mit einem interessanten Fragenkatalog, mit dem sich der YouTuber auf den Weg gemacht hat. So möchte er Themen wie Geld, Politik, Schule und Mobbing erläutern, die immer auf die junge Generation gemünzt sind. Das tut er ausschließlich auf Englisch, was nicht nur dafür sorgt, dass seine Zuschauer ihre Zweitsprache trainieren. Auch die erweiterte Zielgruppe kommt dem Format so zugute. Florian unterhält sich auf seinen Reisen mit einer breiten Riege von Menschen. Ob nun Daimler-Chef, Supermodel oder künstliche Intelligenz – es wurde breit gefächert. Und eines muss gesagt werden: Seit 2015 hat er sich um einiges gesteigert.

Alle drei Formate stehen bei YouTube Premium bereits zur Verfügung. Die jeweils erste Episode ist auch ohne Abonnement zu sehen.