"Comedy ist eine solide Branche ohne viel Fluktuation", fasste Carolin Kebekus, die mit ihren gesanglichen und tänzerischen Auftritten nach zwei Jahren Moderationspause in diesem Jahr wieder die Highlights der Comedypreises lieferte, den Abend schon ganz passend zusammen, bevor diese überhaupt angefangen hatte. Denn wenn man auf die Auszeichnungen blickt, dann wirkte der Deutsche Comedypreis 2018 in vielen Kategorien eben wieder wie eine Wiederholung des vergangenen Jahres - was freilich kein ganz neues Phänomen in dieser an der Spitze letztlich eben doch ziemlich überschaubaren Branche ist.

Und so wurde "Luke! Die Woche und ich" eben auch in diesem Jahr wieder als Beste Comedy-Show ausgezeichnet, genauso wie im vergangenen Jahr. Und Luke Mockridge verteidigte auch seinen Preis als erfolgreichster Live-Act. In der Kategorie Beste Komikerin / Bester Komiker setzte sich auch in diesem Jahr mit Carolin Kebekus die einzige nominierte Frau gegen alle männlichen Konkurrenten durch. Kebekus gewann überdies den Preis fürs beste Soloprogramm - zumindest das war eine Premiere.

Die Macher des Comedypreises hatten sich allerdings in diesem Jahr offensichtlich auf die Fahnen geschrieben, deutlich zu machen, dass es eigentlich nicht an weiblichen Comedians mangelt, etwa durch die "Kill your darling"-Einspieler, in denen die "Göttinnen" Annette Frier, Carolin Kebekus und Martina Hill den Nachwuchs um die Ecke brachten, bevor der ihnen gefährlich werden konnte. Mit Gerburg Jahnke ging zudem der Sonderpreis, der nicht mehr Ehrenpreis heißt, an die langjährige Moderatorin der "Ladies Night", der einzigen regelmäßigen Comedy-Show mit rein weiblicher Besetzung. Man darf sich an dieser Stelle dann allerdings natürlich um so mehr fragen, wieso die Nominierungen dann so männlich dominiert waren. Und auch die Tatsache, dass die Teams, die mit auf die Bühne kamen, teils ausschließlich, fast immer aber weit überwiegend aus Männern bestanden, zeigt nur: Es ist trotz allem weiter eine männlich dominierte Branche.

Doch zurück zu den Preisträgern: Als beste Sketch-Comedy wurde wie auch in den vergangenen beiden Jahren "Sketch History" ausgezeichnet - von den Machern mit den Worten kommentiert "3 Staffeln, 3 Preise - da sagt der Sender zurecht, dass jetzt Schluss ist". Auch die ProSieben/Maxdome-Serie "jerks." bekam erneut einen Preis - im vergangenen Jahr noch in der Innovations-Kategorie, diesmal einfach direkt als beste Comedy-Serie. Der Innovations-Preis ging stattdessen an die kleine, aber feine Comedyserie "Das Institut - Oase des Scheiterns", die von zahlreichen Dritten Programmen koproduziert wurde und wohl den meisten Zuschauern des Comedypreises bei RTL gänzlich unbekannt gewesen sein dürfte.

Eine kleine Überraschung gab es auch in der Kategorie Beste Satireshow: Hier setzte sich die ZDF-Show "Mann, Sieber!" gegen die ebenfalls nominierten Schwergewichte "Neo Magazin Royale", "heute-show", "Die Anstalt" und "extra 3" durch. Somit gab's nochmal einen Preis für Stephan Denzer, das scheidende Comedy-Mastermind des ZDF. Der Preis für den besten Newcomer ging an Felix Lobrecht. Und ein echtes Novum gab's schließlich noch in der Kategorie "Beste Sitcom": Weil es in der Jury bei der Abstimmung ein Patt gab und die in diesem Fall eigentlich ausschlaggebende Vorsitzende Mirja Boes nicht mit abstimmen durfte, weil sie selbst nominiert war, wurden gleich zwei Produktionen ausgezeichnet. Das war zum Einen die RTL-Sitcom "Beste Schwestern", zum Anderen "Jennifer - Sehnsucht nach was Besseres" vom NDR.

Was bleibt sonst noch von diesem Abend? Der von den neuen Brainpool-Eigentümern Banijay abgesetzte Geschäftsführer Jörg Grabosch durfte in dieser von Brainpool produzierten Veranstaltungen bei der Auszeichnung von Carolin Kebekus' Soloprogramm auch nochmal mit auf die Bühne. Die Veranstalter mussten einiges einstecken. "In diesen Zeiten brauchen wir eine Veranstaltung, die ehrlich, neutral und vertrauenserweckend ist. Der Comedypreis ist eine Veranstaltung - und damit ist ja immerhin ein Kriterium erfüllt", erklärte Sebastian Puffpaff. Die Live-Situation nutzte niemand schamlos aus - ein mehrfach eingeworfenes "Penis" von Chris Tall war da schon das höchste der Gefühle. Immerhin konnte aber auch niemand verhindern, dass Faisal Kawusi die RTL-Sendung nutzte, um Sat.1 zu preisen: "Luke Mockridge hat vergangenes Jahr gefordert 'Let's make Sat.1 great again' - und was Comedy angeht, ist ihm das auch gelungen". Zudem forderte eine Obergrenze für Comedians, die von RTL zu Sat.1 zu flüchten. Sat.1 bekam dafür von Fabian Köster sein Fett weg: "Der Preis für die beste Innovation - oder wie ich sage: Anti-Sat.1-Preis". Generell nutzten viele Laudatoren und auch Carolin Kebekus die Chance aber auch für politische Statements. Die Bemerkung "In Unterhaltung steckt auch Haltung" von Carolin Kebekus, wurde also direkt umgesetzt. Ihr Satz ging übrigens so zu Ende: "Aber eben auch 'Unter' - Willkommen bei RTL".

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