Spricht man mit verschiedenen Mitarbeitern, zeichnen alle ein ähnliches Bild. So habe sich die Arbeitsatmosphäre in den vergangenen zwölf Monaten radikal gewandelt, die Rede ist von einer vergifteten Atmosphäre und schlechter, interner Kommunikation. Auffällig oft fällt dabei ein Name: Pascal Damm. Dieser kam Mitte 2017 zum Unternehmen und arbeitet inzwischen als COO Digital und Managing Director Digital Transformation. Er ist der erste Mann von Sport1-Chef Olaf Schröder, wenn es um die digitale Transformation geht. Damm soll sehr zahlengetrieben sein. Mitarbeiter kritisieren, dass es nur noch darum gehen würde, Business-Kunden zufriedenzustellen. Dadurch würden auch die journalistischen Produkte leiden. Damm habe außerdem ehemalige Arbeitskollegen von "T-Online" an Bord geholt, dadurch sei ein Riss in der Belegschaft entstanden. Dass neue Führungskräfte beim Amtsantritt Schlüsselpositionen mit eigenen Leuten besetzen, ist allerdings in so gut wie jeder Branche üblich.

Darüber hinaus kritisieren einige Mitarbeiter verkrustete Strukturen innerhalb des Unternehmens, so würden die Bereiche TV und Online weitestgehend getrennt voneinander arbeiten. Hier gebe es "Konkurrenzkampf" und "Silodenken" innerhalb des Senders. Das sei besonders im Tagesgeschäft ein Problem, denn der Druck würde von oben nach unten durchsickern. Trotz der Kritik steht Sport1-Geschäftsführer Olaf Schröder hinter Pascal Damm. Ein Sendersprecher erklärt: "Wichtige Weichenstellungen zur Umsetzung unserer Digitalstrategie sind eingeleitet worden, um die Chancen des digitalen Wandels weiterhin bestmöglich zu nutzen. Grundsätzlich befinden wir uns Digitalbereich in einem sehr kompetitiven Bewerbermarkt, was im Vergleich zu anderen Branchen und Bereichen zu einer höheren Wechselbereitschaft führt. Dieser Herausforderung stellen wir uns, genauso wie viele andere Unternehmen." Bei der Weiterentwicklung des Digitalbereichs werde man auch in Zukunft "auf ein proaktives Change-Management setzen – und darauf, die Mitarbeiter in unserem Team entsprechend einzubinden und mitzunehmen."

Schenker und Bandermann gehen, Kürzungen bei Schwesinger

Doch die Veränderungen, die derzeit bei Sport1 stattfinden, beschränken sich nicht nur auf Mitarbeiter in der mittleren Führungsebene. Auch vor der Kamera werden sie zu sehen sein, Sport1 trennt sich von Moderatoren, einige andere müssen kürzer treten. So hat Nele Schenker den Sender bereits rund um den Jahreswechsel verlassen, sie arbeitete seit 2011 für Sport1 und moderierte unter anderem Regionalliga, "Bundesliga Aktuell", die Allianz Frauen-Bundesliga und diverse andere Formate. Auch Sascha Bandermann wird Sport1 im Sommer nach mehr als 15 Jahren verlassen, das hat er zuletzt via Facebook angekündigt. Bandermann war für den Sender unter anderen in den Bereichen Fußball, Eishockey, Basketball und Darts im Einsatz. 2018 war Bandermann mit seinen Kollegen Basti Schwele und Rick Goldmann in der Kategorie "Beste Sportsendung" für den Deutschen Fernsehpreis nominiert.

Mit Oliver Schwesinger muss zudem ein weiteres, langjähriges Sport1-Gesicht in Zukunft kürzer treten. Derzeit laufen die Verhandlungen über die künftige Zusammenarbeit, noch ist also nichts final entschieden. Fix ist nur: es wird weniger. Auch eine endgültige Trennung ab dem Sommer ist denkbar. Schwesinger moderierte zahlreiche große Formate für Sport1, unter anderem "Bundesliga Aktuell" und den "Fantalk", für letzteren steht er derzeit noch vor der Kamera. Er war außerdem lange Jahre Teil des "Doppelpass"-Teams und hat zudem zwischen 2015 und 2018 die Europa-League-Übertragungen moderiert - also die Sendungen, die in der Vergangenheit bei Sport1 die höchsten Quoten der Geschichte verzeichneten. Über die künftige Art der Zusammenarbeit dürfte schon in den kommenden Wochen entschieden werden, schließlich beginnen auch die anderen Sportsender und Plattformen vor dem Sommer mit den Planungen für die neue Saison.

Mitarbeiterversammlung am Dienstag

Sport1 will sich künftig also auf weniger Sendergesichter konzentrieren, fest eingeplant sind unter anderem Thomas Helmer, Ruth Hofmann, Sarah Valentina Winkhaus und Jochen Stutzky. Im Frühjahr soll zudem eine weitere Moderatorin zum Sport1-Team hinzustoßen. Das ändert aber nichts an der Tatsache, dass langjährige Gesichter weichen bzw. kürzer treten müssen. Auf Anfrage erklärt der Sender, die Moderatoren sollen künftig "eine noch größere Rolle als Markenbotschafter" spielen. Gut möglich, dass sich Sport1 auch aufgrund diverser verlorengegangener Rechte nun von einigen TV-Gesichtern trennt. Den Verlust der Rechte für die 2. Bundesliga und die Europa League konnte man schließlich nie zu 100 Prozent auffangen, auch wenn ab Herbst zumindest vereinzelte DFB-Pokalspiele dazukommen werden.

Bei so vielen Veränderungen ist es nur verständlich, dass die Mitarbeiter Fragen haben. Vielleicht werden einige davon schon an diesem Dienstag beantwortet, dann gibt es bei Sport1 nämlich eine (planmäßige) Mitarbeiterversammlung.