Die Medienbranche ist derzeit gehörig im Wandel. Mediengruppe RTL, ProSiebenSat.1 oder Tele München Gruppe - in diesen Tagen gibt es zahlreiche Personalien, die aufhorchen lassen. Aber auch im kleinen Ismaning tut sich so einiges. Dort hat Sport1 seinen Sitz und nachdem die Machtverhältnisse bei Constantin Medien endlich geklärt sind und man einen neuen eSports-Sender gestartet hat, könnte man meinen, hier läuft nun endlich wieder alles rund. Tatsächlich aber rumort es beim Sender seit Beginn des Jahres, etliche Mitarbeiter aus der mittleren Führungsebene haben gekündigt bzw. werden das Unternehmen verlassen.

Besonders überraschend: Nach DWDL.de-Informationen kommt es vor allem im Bereich eSports zu Veränderungen. Marc Förster, als "Product Owner eSports" Leiter dieses Bereichs, verlässt den Sender und wechselt zu ProSiebenSat.1. eSports-Redaktionsleiter Luka Ziegler geht ebenso von Bord wie Philipp Weinbrecht, der als Projektmanager eSports arbeitet. Aus der ehemals fünfköpfigen Redaktion bleiben so nur noch zwei Redakteure übrig. Sport1 will hier künftig verstärkt mit freien Mitarbeitern zusammenarbeiten. "Mit dem eSports-Bereich beschäftigen sich in der aktuellen Struktur rund 20 feste und freie Mitarbeiter. Die vormalig eigenständige Redaktion ist jetzt direkt bei unserem Chefredakteur und Director Content Dirc Seemann aufgehängt", heißt es vom Sender auf Nachfrage.

Dass man die festangestellten (leitenden) Mitarbeitern ziehen lässt, ist dennoch eine Überraschung. So hat man das Thema eSports ja gerade erst zum großen Wachstumsfeld ausgerufen und auch einen eigenen Sender dazu gestartet. Vom Sender heißt es, keiner der drei Mitarbeiter, die nun gehen, sei "für den Aufbau bzw. den Betrieb des neuen Sender eSports1 tätig" gewesen. Das bezweifeln einige im Sender. Gegenüber DWDL.de sagt einer, der sich auskennen muss, alle drei Mitarbeiter seien "essentiell am Aufbau" des Senders beteiligt gewesen. Folgt man der Darstellung von Sport1, stellt sich ohnehin die Frage, wieso man seine fünfköpfige eSports-Redaktion nicht in den Aufbau des eSports-Senders mit einbezogen hat.

Auch in anderen Teilen des Digitalbereichs kommt es zu personellen Veränderungen. Bereits bekannt ist, dass Nicola Kiermeier, bislang Head of Branded Content & Partnerships und Mitglied des Betriebsrats, Sport1 verlassen hat, um sich selbstständig zu machen (DWDL.de berichtete). Nach DWDL.de-Informationen verlässt aber auch Social-Media-Chefin Laura Schlüter das Unternehmen. Sowohl Kiermeier als auch Schlüter waren erst seit Anfang 2018 in ihren jeweiligen Positionen tätig. Darüber hinaus geht auch Simona Zemenova, Leiterin der Suchmaschinenoptimierung, von Bord. Sowohl der Job von Schlüter als auch der von Zemenova sind bereits ausgeschrieben worden.

Weitere Abgänge

Dann wird über kurz oder lang auch Clemens Meyer-Holz Sport1 verlassen, er ist derzeit Head of Digital Product Management & Commercialization beim Sender und ebenfalls seit Anfang 2018 dabei. Gespräche zur einvernehmlichen Trennung sind bislang nach DWDL.de-Informationen aber ohne Ergebnis geblieben. 

Daneben gibt es einige weitere Mitarbeiter, die Sport1 bereits verlassen haben oder in den kommenden Monaten ausscheiden werden. Der Betriebsratsvorsitzende Jörg Stratmann etwa will sich beruflich neu orientieren. Auch Tobias Rieger, der die Fußball-App "iM Football" verantwortete und seit 2004 in verschiedenen Stellen beim Unternehmen tätig war, arbeitet inzwischen als Digital Product Manager für den ADAC. Bereits im vergangenen Herbst wechselte Martin Volkmar, zuletzt Leiter News Online, zur Perform Group, wo er nun Chefredakteur von spox.com ist. Das alles zeigt sehr gut, wie viele Personalrochaden es zuletzt bei Sport1 gegeben hat. Hinzu kommen mit Ivo Hrstic und Robin Seckler zwei Abgänge in der oberen Führungsebene in 2017 und 2018, auch Vermarktungschef Patrick Fischer ging im vergangenen Jahr von Bord. Alle drei Abgänge wurden nachbesetzt. 

"Es handelte sich um eine Fluktuation im üblichen, mit Blick auf die Medienbranche sogar im unterdurchschnittlichen Rahmen."
Sport1-Sprecher

Auf die vielen Abgänge, insbesondere seit Jahresbeginn, angesprochen, wiegelt man beim Sender ab. Die Fluktuation sei nicht gebündelt aufgetreten. "Es handelte sich stattdessen um eine Fluktuation im üblichen, mit Blick auf die Medienbranche sogar im unterdurchschnittlichen Rahmen. Vielmehr ist die Mitarbeiterzahl bei Sport1 in den vergangenen Monaten angestiegen", so ein Sendersprecher gegenüber DWDL.de. In den Fällen, in denen Mitarbeiter das Unternehmen auf eigenen Wunsch verlassen hätten, seien diese Positionen "umgehend adäquat für die künftigen Herausforderungen nachbesetzt" worden. Das gilt allerdings nicht für den eSports-Bereich, wo man, wie schon erwähnt, künftig verstärkt mit Freien arbeiten wird.

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