Die Geburtstagsfeier des ehemaligen "Spiegel"- und "Welt"-Journalisten Matthias Matussek hat für reichlich Aufsehen gesorgt - und zwar vor allem an den Tagen danach. Ausgiebig wurde auf Twitter und Facebook über die Gäste diskutiert, die sich auf der Party blicken ließen. Bild sprach von der "seltsamsten Geburtstagsparty des Jahres". Tatsächlich kann wohl zumindest von einer ungewöhnlichen Mischung gesprochen werden, denn neben ehemaligen Kollegen vom "Spiegel", darunter der Kolumnist Jan Fleischhauer, sowie von "Focus" und "Stern", feierte etwa Mario Müller mit, der als so etwas wie der Star der vom Verfassungsschutz beobachteten "Identitären Bewegung" gilt.

Ebenfalls dabei: Die frühere Bundestagsabgeordnete Erika Steinbach, die inzwischen die AfD-nahe Desiderius-Erasmus-Stiftung leitet, sowie Dieter Stein, der bei der rechten Wochenzeitung "Junge Freiheit" die Geschäfte führt. Aber auch "Bild"-Kolumnist Franz-Josef Wagner und der frühere "Sportschau"-Moderator und heutige Sport1-Experte Reinhold Beckmann gratulierten persönlich - Letzterer sogar mit einem Ständchen, für das er eigens die Gitarre mitgebracht hatte, wie Fotos zeigen, die Matussek selbst veröffentlichte.

Nachdem die Kritik hochkochte, sah sich Beckmann noch am Sonntag dazu gezwungen, auf Facebook ein Statement zu veröffentlichen. "Was mir nicht ganz klar war, in welcher Gesellschaft er da tatsächlich seinen Geburtstag feiern würde", so Beckmann über Matussek. Klar, ich hätte es mir denken können. Ich muss zugeben, ich habe mich da verlaufen, ich hätte dort nicht hingehen sollen. Wir kannten uns ja lange und ich erkannte ihn nicht mehr wieder. Es ist einfach nichts mehr da vom alten Matussek, kaum noch alte Freunde, dafür viele neue rechte Gesinnungskumpel. Wie bitter."

Er habe zuvor lange überlegt und dann beschlossen, ihm mein vergiftetes Geschenk mitzubringen - seine Version des Bob-Dylan-Klassikers "Things have changed". "Er sollte was zu kauen haben. Schluckbeschwerden bekommen. Ich wollte so meine Widerworte gegen seinen Irrweg setzen", schrieb Beckmann und schob gleich noch einen Ausschnitt aus dem Text hinterher: "Ein trauriger Mann mit traurigem Geist, niemand mehr da, alle längst abgereist... Die Menschen sind verrückt, die Zeiten sind obskur. Er hängt hier fest, ist neben seiner Spur. Ihm war mal was wichtig, aber heut nicht mehr..."

Zusätzlich befeuert wurde die Debatte um Matusseks Gästeliste durch mehrere Tweets von ZDF-Moderator Jan Böhmermann, in denen er sich unter anderem direkt an den "Spiegel" wandte. Die Antwort aus Hamburg ließ dann auch erstaunlich lange auf sich warten. "Die Einladung zur Geburtstagsfeier von Matthias Matussek an einzelne Kollegen war ausschließlich privater Natur und der Chefredaktion des 'Spiegel' deshalb nicht bekannt", erklärte das Nachrichtenmagazin am Montagnachmittag gegenüber DWDL.de. "Ebenso wenig hatte sie Kenntnis von der Teilnahme an der Veranstaltung. Selbstverständlich distanzieren sich der 'Spiegel' und seine Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter von rechtsextremen Gesinnungen."