In den vergangenen Jahren hat Netflix viele Kreative mit fürstlicher Entlohnung exklusiv an sich gebunden. In den klassischen Medienkonzernen betrachtet man das seit langem mit großer Sorge - schließlich besorgt sich Netflix bislang noch spielend Milliarde um Milliarde am Kapitalmarkt, um solche Deals und das dadurch erhoffte Wachstum auf Pump zu finanzieren. Doch inzwischen ist Netflix längst nicht mehr der Underdog, sondern selbst zum Gejagten geworden - und spürt nun ein Stück weit den gleichen Effekt.

In einem Interview mit der "Süddeutschen Zeitung" sagt Netflix-Boss Reed Hastings: "Der Wettbewerb ist hart, und es ist aufgrund der Konkurrenz deutlich teurer geworden, die besten Leute der Branche zu verpflichten." Manager von Kreativen würden mit Angeboten von Apple, Amazon, Disney oder Warner kommen und fragen, was Netflix denn bieten könne. "Es ist wie in den großen Fußballligen in Europa", so Hastings. Allerdings ist ihm bislang noch nicht bange: "Es gibt die Gefahr, zu viel zu bezahlen. Andererseits gibt es auch immer wieder Schnäppchen. Entscheidend im Sport ist letztlich das Team, das auf dem Platz steht, bei uns das Gesamtangebot der Inhalte." Aufs Ganze gesehen würden sich auch finanzielle Fehlentscheidungen wieder ausgleichen.

Eine andere Sache, an der Manager anderer Medienkonzerne verzweifeln, ist die Tatsache, dass Netflix keine Zuschauerzahlen bekanntgibt - und somit sich auch kaum mit Meldungen über Flops herumschlagen muss. Hier kündigt Hastings für die Zukunft zumindest ein Stück weit mehr Transparenz an. "Es gab kein Dogma, Zahlen nicht zu veröffentlichen. Wir hatten nur keinen Grund dazu", sagt Hastings unter Verweis auf die Tatsache, dass man eben keine Werbung verkaufen müsse und damit niemandem Rechenschaft schuldig sei. Dass man bei Flops künftig Zahlen erfahren wird, ist nicht zu erwarten - doch man dürfte künftig wohl häufiger Jubel-Meldungen mit konkreten Zahlen-Angaben von Netflix erhalten. Hastings: "Was uns zum Umdenken veranlasst hat, weil es so interessant ist: die Thriller-serie 'You', die beim TV-Sender Lifetime eine Million US-Zuschauer erreicht hatte und durch uns viel, viel erfolgreicher geworden ist. Das fanden wir spannend." Und weiter: "Wir wollen transparenter werden, aber wir müssen einen Weg finden, der sinnvoll für uns ist."

Weiterhin ganz standhaft bleibt Netflix-Boss Hastings in seiner schon häufiger wiederholten Absage an Livesport, News oder auch Virtual Reality. Sport-Übertragungen seien ein ganz anderer Markt, der bereits bedient würde. "Die Frage wäre: Könnten wir das besser? Lassen mich es so ausdrücken: Jedes Mal, wenn Amazon Geld für Livesport ausgibt, geben sie weniger Geld in unserem Bereich aus. Darüber freue ich mich." Netflix wolle sich weiter auf das konzentrieren, womit man bislang erfolgreich gewesen sei. "Wir können mit Amazon nicht mithalten, wenn es um die Breite geht, so wie Starbucks nicht mit Walmart mithalten kann, wenn es um die Breite geht. Starbucks hat jedoch eine starke emotionale Bindung zu den Kunden aufgebaut, das haben wir auch. Was wir können, weil wir kleiner sind: in einzelnen Bereichen besser sein."

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