Als der damals noch rot-grün dominierte nordrhein-westfälische Landtag Anfang 2016 die schrittweise Reduzierung der Werbung im WDR-Hörfunk beschloss, wollte die WDR mediagroup gerade Karneval feiern. Entsprechend getrübt war die Stimmung damals bei der kommerziellen WDR-Tochter, die unter anderem für den Werbeverkauf zuständig ist. "Bei uns ist richtig Aschermittwoch", kommentierte Geschäftsführer Michael Loeb damals die Entscheidung (DWDL.de berichtete).

Heute, mehr als drei Jahre später, hat sich die Laune wieder spürbar aufgehellt. Nach der unerwarteten Hiobsbotschaft nutzte das Unternehmen die Gelegenheit, um sich grundlegend neu aufzustellen. Diesen Vorgang hat der Aufsichtsrat der WDR mediagroup jetzt für abgeschlossen erklärt - und zwar deutlich früher als ursprünglich geplant. Ursprünglich hatte man den Zielzeitpunkt erst für Ende 2021 angesetzt.

WDR-Intendant Tom Buhrow© WDR/Herby Sachs
"Nun sind wir bereits heute, im April 2019, ein deutlich schlagkräftigeres Unternehmen, das wirtschaftlich erfolgreich agiert und auf einen hoch kompetitiven Markt vorbereitet ist", sagt Loeb. Zufrieden klingt auch WDR-Intendant Tom Buhrow (Foto), der zugleich als Aufsichtsratsmitglied fungiert. "Wir freuen uns, dass die Geschäftsführung gemeinsam mit den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern ihren Maßnahmenplan umgesetzt und die WDR mediagroup erfolgreich neu aufgestellt hat. Und das innerhalb von nur 19 Monaten."

Im Zuge der Neuausrichtung musste das Unternehmen mehrere Bereiche, darunter das Call-Center, den Betrieb des "Maus"-Ladens in der Kölner Innenstadt oder den Online-Handel, aufgeben. "Zudem haben wir die Führungsebenen gestrafft und überall im Unternehmen genau hingeschaut, wo wir die uns aufgetragenen und notwendigen Einsparziele am besten erreichen können", so Loebs Geschäftsführer-Kollege Frank Nielebock, der seit zwei Jahren diesen Posten bekleidet.

Eine gewisse Unsicherheit bleibt

Unterm Strich bedeutete der Umbau eine spürbare Reduzierung der Belegschaft. Von insgesamt 470 Vollzeitstellen wurden mehr als 150 Vollzeitstellen sozialverträglich abgebaut. In diesem Zusammenhang hat sich die WDR-Tochter eine neue Unternehmenskultur sowie ein neues Führungsverständnis auferlegt. Doch auch wenn der Prozess beendet ist: Künftig müsse die WDR mediagroup noch genauer schauen, wo sie im Markt steht und entsprechend handeln, heißt es.

So werde das Unternehmen auch weiterhin von einer gewissen Unsicherheit begleitet, wie Aufsichtsrat und Management deutlich machen. "Das liegt vor allem an externen Einflüssen wie zum Beispiel der Diskussion um die zukünftige Ausrichtung des öffentlich-rechtlichen Rundfunks, an noch ausstehenden medienpolitischen Entscheidungen zum Radiomarkt NRW und nicht zuletzt an den vielfältigen disruptiven Entwicklungen." Gemeint sind vor allem die Streamingdienste, die auch in Deutschland auf dem Vormarsch sind.

Hinsichtlich der Werbe-Reduzierung im WDR-Hörfunk herrscht dagegen zumindest bis Ende kommenden Jahres Planungssicherheit. Bis dahin greift eine Verschiebung, die Nathanael Liminski, seit dem Regierungswechsel Chef der NRW-Staatskanzlei, schon Ende 2017 verkündete (DWDL.de berichtete). Diese Zeit will man nutzen, um mit einem Gutachten erst einmal zu untersuchen, ob eine Reduzierung der Werbung bei den öffentlich-rechtlichen Radiosendern überhaupt zu mehr Einnahmen bei den Privaten führt oder nicht.