"Meine Prognose ist: Lineares Fernsehen in seiner jetzigen Form wird es sicher noch zehn Jahre geben." Das hat RBB-Intendantin Patricia Schlesinger Anfang des Jahres in Berlin gesagt, als sie die Programmpläne für das laufende Jahr vorgestellt hat (DWDL.de berichtete). Seit ihrem Amtsantritt im Jahr 2016 hat sie den RBB einer Frischzellenkur unterzogen, das wurde zuletzt vor allem auf dem Bildschirm deutlich. Aber auch hinter den Kulissen plant man weitreichende Veränderungen. Einige davon hat Schlesinger nun gegenüber den Kollegen von "Horizont" erläutert.

So will man die Redaktionen von ihren Sendeplätzen entkoppeln. Funktionieren soll das durch sogenannte Content-Boxen, die es für verschiedene Bereiche geben soll, etwa für Kultur, Wirtschaft, Service, Sport, Bildung und Unterhaltung. In jeder dieser Boxen sollen verschiedene Experten arbeiten, darunter neben klassischen Journalisten auch Social-Media-Redakteure, Datenanalysten, Mediengestalter und Zielgruppenmanager. Dann soll individuell entschieden werden, auf welchen Wegen man die anvisierten Zielgruppen bestmöglich erreicht. Das kann ein klassischer Beitrag im Fernsehen oder Radio sein, oder aber ein Instagram-Post oder ein Youtube-Video.

"Inhalt wird nicht mehr getrennt von der Produktion zu denken sein – und umgekehrt", sagt Programmdirektor Jan Schulte-Kellinghaus gegenüber "Horizont". Weil diese neue Arbeitsweise aber so ziemlich alles im RBB auf den Kopf stellt, wird es noch einige Jahre dauern, bis die angekündigten Veränderungen die Regel sein werden. Spätestens 2025, wenn der Neubau in der Nähe des RBB-Hochhauses fertiggestellt sein wird, geht es los.

Ganz so lange will man allerdings nicht warten. So plant Schlesinger, einen Testbetrieb ab 2021 einzurichten. Dazu sollen einige Abteilungen aus der Verwaltung aus dem Hochhaus ausziehen und übergangsweise nach Potsdam ziehen, das müssen die Gremien allerdings erst noch abnicken. 2021 will man das Konzept der Content Boxen schließlich ausgiebig auf Herz und Nieren testen. Laut "Horizont" investiert der RBB in sein neues Konzept rund neun Millionen Euro.