Dass die Fälschungen von Claas Relotius ans Licht gekommen sind, hat die Branche in erster Linie Juan Moreno zu verdanken. Er war es, der teilweise mit Relotius zusammenarbeitete und irgendwann stutzig wurde. Auf eigene Kosten recherchierte er dem damaligen Kollegen hinterher und sammelte Beweise - intern war er deshalb auch Kritik ausgesetzt, seine Vorgesetzten glaubten ihm zunächst nicht. Nun wird Moreno mit dem Leuchtturmpreis von Netzwerk Recherche ausgezeichnet.


"Juan Moreno hat seinen journalistischen Kompass und seine Unabhängigkeit beispielhaft bewiesen. Er hat hartnäckig und mutig gegen Widerstände im eigenen Haus recherchiert und dabei viel riskiert – um schließlich zu enthüllen, was lange niemand wahrhaben wollte", so Julia Stein, Vorsitzende der Journalistenvereinigung Netzwerk Recherche. Moreno habe seine berufliche Existenz aufs Spiel gesetzt, um die Fälschungen beweisen zu können, heißt es vom NR-Vorstand. "Mit ihm gibt es einen Aufrechten, der die jahrelangen und vielfältigen Fälschungen und Täuschungen aufgedeckt und somit zur Ehrenrettung des Journalismus beigetragen hat."

Vergeben wird der Leuchtturmpreis von Netzwerk Recherche auf der zweitägigen Jahreskonferenz der Journalistenvereinigung beim NDR in Hamburg. Die Verleihung findet am 14. Juni 2019 um 16:45 Uhr statt. Die Laudatio wird die Journalistin und Autorin Julia Friedrichs halten. Dotiert ist der Preis mit 3.000 Euro.

Am vergangenen Freitag legte der "Spiegel" seinen Abschlussbericht in der Causa Relotius vor. Darin wird auch deutlich, wie Ressortleitung und der designierte Chefredakteur Ullrich Fichtner den Aufdecker Moreno lange alleine ließen. Fichtner zog bereits Konsequenzen und verzichtete auf das Amt des Chefredakteurs (DWDL.de berichtete).