Vor einigen Tagen machte die Meldung die Runde, der insolvente Seriensender eoTV würde seinen Betrieb nun endgültig einstellen. Das stimmte so nicht, allerdings musste man damals das SD-Signal abstellen, wodurch ein großer Teil der technischen Reichweite von eoTV verloren ging. Über diverse IPTV- und OTT-Wege sowie kleinere Kabelnetze ging es aber doch noch weiter (DWDL.de berichtete). Die Luft für den kleinen Nischensender wird inzwischen aber immer dünner, selbst der Insolvenzverwalter glaubt nicht mehr an eine umfassende, große Sanierungslösung. 

In einer Pressemitteilung der Kanzlei Müller-Heydenreich Bierbach & Kollegen heißt es am Mittwoch, die angestrebte Sanierung sei vorläufig erfolglos geblieben. Insolvenzverwalter Henrik Brandenburg hatte in den vergangenen Wochen Gespräche mit insgesamt neun Übernahmeinteressenten sowie lange Verhandlungen mit dem konkretesten und erfolgversprechendsten Interessenten geführt. Dieser potenzielle Investor zog sein Interesse jedoch derart kurzfristig zurück, sodass es zuletzt eben zur Abschaltung der SD-Signale gekommen war. Letztlich war keiner der Interessenten bereit, die nötige Finanzierung für die Fortführung des Senders in bisheriger Form aufzubringen. 

"Ich bedauere sehr, dass letztlich keiner der Übernahmeinteressenten bereit war, für das bestehende Senderkonzept mit vollständiger nationaler TV-Verbreitung von eoTV die nötige Liquidität aufzubringen, um eine Kostendeckung in den nächsten Jahren erreichen zu können", sagt Insolvenzverwalter Brandenburg nun. "Wir haben nichts unversucht gelassen, um eine Fortführung des Spartensenders durch einen Investor zu ermöglichen." Problematisch sei gewesen, dass es sich bei eoTV um ein Start-up handelt, das seine Kosten über Werbeeinahmen zuletzt nur über 50 Prozent decken konnte. 

Der Insolvenzverwalter sagt, der Fokus der meisten Übernahmeinteressenten habe auf der "Erlangung der technischen Reichweite des Senders" gelegen. Die technische Reichweite sei allerdings untrennbar mit den wesentlichen Distributionsverträgen in den Bereichen Satellit- und Kabelfernsehen verbunden und diese Verträge waren ohne Zustimmung der Vertragspartner für Brandenburg nicht veräußerbar. Erschwerend sei hinzugekommen, so der Insolvenzverwalter, dass eoTV über kein eigenproduziertes Programm verfüge.

Ein Fünkchen Hoffnung ist noch da

Ganz aufgeben will man die Hoffnung allerdings noch nicht, als nationaler TV-Sender mit hoher technischer Reichweite ist eoTV aber jetzt wohl vollends Geschichte. Die verbliebenen Interessen hätten nun die Möglichkeit, sich die IPTV- und OTT-Sendewege, die App-Struktur und die Markenrechte von eoTV zu sichern sowie Teile des Programmkonzepts zu übernehmen. Bis zu einem möglichen Abschluss der Gespräche läuft der Sendebetrieb weiter. Wie lange man sich noch für diese Gespräche Zeit lassen will, ist nicht bekannt. Es geht aber wohl nur um Wochen, höchstens wenige Monate.

eoTV ging im Dezember 2015 auf Sendung. Hinter dem Sender steht Jürgen Hörner, ehemaliger Manager von ProSiebenSat.1. Bevor er sich selbständig machte, arbeitete er dort unter anderem als Geschäftsführer der ProSiebenSat.1 TV Deutschland GmbH. eoTV konzentrierte sich auf europäische Serien und besetzte damit ein ähnliches Feld wie der Sony Channel im Pay-TV. Bei eoTV feierte unter anderem die hochgelobte Serie "Versailles" ihre Free-TV-Premiere. Anfang dieses Jahres stellte Hörner für seine eo Televison GmbH einen Insolvenzantrag, im Mai wurde das Insolvenzverfahren eröffnet.