Der "Spiegel" verzichtet auf die Beförderung von Rafael Buschmann zum Investigativ-Chef, das hat Chefredakteur Steffen Klusmann nun im Intranet des Nachrichtenmagazins angekündigt. Demnach habe Buschmann angeboten, auf den Posten zu verzichten - Klusmann nahm das an. Zuerst berichtet über die Nicht-Beförderung hatte die "Süddeutsche Zeitung", den Stein ins Rollen brachte aber schon vor Monaten das Medienblog "Übermedien". 

Konkret geht es um einen Artikel Buschmanns, der 2014 im "Spiegel" erschienen ist. Unter der Überschrift "Faule Äpfel" berichtete der Journalist über angebliche Manipulationen bei der damals laufenden Fußball-WM. Am Vorabend des Spiels Kroatien gegen Kamerun habe ihn der bekannte Spielmanipulierer Wilson Raj Perumal auf Facebook angeschrieben und erklärt, das Spiel würde 4:0 für Kroatien ausgehen - inklusive Roter Karte für Kamerun. So kam es dann auch. Perumal wehrte sich bereits kurz nach Veröffentlichung des Textes gegen diese Behauptung und erklärte, er habe erst am Tag nach dem Spiel mit dem "Spiegel"-Reporter geschrieben. 

Handfeste Belege für seine Behauptungen konnte Buschmann offensichtlich nicht vorlegen, dennoch erschien der Text. Die Sache versandet irgendwann, weil auch der "Spiegel" der Öffentlichkeit keine Belege präsentieren wollte - und offenbar auch nicht konnte. Buschmann machte unterdessen Karriere, er war der führende Kopf in den Football-Leaks-Enthüllungen. Dabei war er der einzige Mann beim Spiegel, der Kontakt zum Whistleblower Rui Pinto hatte. Dieser ist inzwischen in Portugal angeklagt, dem vermeintlichen Hacker werden 147 Straftaten vorgeworfen. 

Als sich schließlich abzeichnete, dass Buschmann Chef des Investigativ-Ressorts beim "Spiegel" werden soll, rumorte es intern. Drei Mitarbeiter des Ressorts quittierten ihren Dienst und kehrten in andere Abteilungen zurück. Der "Spiegel" hielt trotzdem an seinen Plänen fest. Im Juli dieses Jahres berichtete schließlich "Übermedien" erstmals über die geplante Beförderung Buschmanns und seine 2014 erschienene Geschichte. Über Wochen hinweg hakte man beim "Spiegel" nach, dort hatte man nach der Relotius-Affäre ja eigentlich Transparenz versprochen. Doch trotz der Tatsache, dass der Buschmann-Text von der Relotius-Aufklärungskommission geprüft wurde, fand er keine Erwähnung im Abschlussbericht. 

Doch warum konnte Rafael Buschmann nie Belege vorlegen? Nicht einmal den Facebook-Chat mit dem Spiel-Manipulierer. Dieser ist verschwunden. Er sei gehackt worden, soll Buschmann intern kommuniziert haben. Die "SZ" berichtet, Buschmann soll auch eine mögliche Interpol-Operation gegen die Wettmafia ins Spiel gebracht haben, in diese könnte er hineingeraten sein. Bis auf die Nicht-Beförderung wird es nun aber wohl keine weiteren Konsequenzen geben: Buschmann bleibt Investigativreporter, das Team wird den Blattmachern des "Spiegels" unterstellt.