Das kommende Jahr steht beim ZDF im Zeichen einer Neuaufstellung des Informationsangebots mit dem Intendant Thomas Bellut einerseits im Programm zeitgemäßer informieren will und im Netz aus heute.de deutlich mehr machen möchte als bisher. Im Gespräch mit dem Medienmagazin DWDL.de skizziert Bellut den für 2020 geplanten Relaunch, der mehr umfasst als eine Überarbeitung der Nachrichtenformate im TV-Programm, welche die stellvertretende Chefredakteurin Bettina Schausten schon einmal im Juli skizziert hatte.

"Im Digitalen existiert schon heute eine unglaubliche Menge an Informationsangeboten. Auftragsgemäß sehe ich es als Verpflichtung des ZDF dort mit seriösen, handfesten und geprüften Informationen stärker präsent zu sein als bisher", erklärt der ZDF-Intendant und will deutlich mehr Ressourcen als bisher in den Ausbau des digitalen Nachrichtenangebots stecken, das im kommenden Jahr online gehen soll. Möglicherweise schon im ersten Halbjahr 2020. Bellut will die Relevanz von "Heute.de" stärken.



"Wir haben für die neue 'heute.de' neues Personal eingestellt und schichten dafür intern einiges um", sagt Bellut. "Es gibt ein Team, das eng mit den Kolleginnen und Kollegen der Sendungen zusammenarbeitet, aber gezielt für heute.de produziert. Inhaltlich und technisch. Die unterschiedlichen Endgeräte der Nutzer erfordern verschiedene Videoformate und Aufbereitungen, aber sie machen auch ganz neue Formen der Informationsvermittlung möglich." Dazu zählen auch Videoformate im Hochkant-Format.

Die deutschen Verleger will Bellut beruhigen: Einen höheren Textanteil in der App, den die Verlage beim digitalen "Tagesschau"-Angebot seit Jahren kritisieren, soll es bei der neuen "heute.de" nicht geben: "Texte in Maßen sind erlaubt und gehören dazu. Das neue heute-Angebot wird aber weiterhin Videos in den Mittelpunkt stellen. Wir sind ein Fernsehhaus, wir wollen diese Stärke nutzen und effektiver und passgenauer fürs Netz produzieren."

In die Weiterentwicklung von "heute.de" sollen auch Erfahrungen aus den jungen Spätnachrichten "heute+" einfließen: "Das uns wichtige Erkenntnisse geliefert und war ein entscheidender Brückenschlag zwischen Fernsehen und Netz, auch für die Redaktionen dahinter. Es ist gut, dass 'heute+' eigene Themen setzt und Blickwinkel aufgreift und zeigt, dass jung aufbereitete Nachrichten ihr Publikum finden. Der bevorstehende Relaunch von „heute.de“ mit mehr und eigenen Video-Formaten kann ein spätes Nachrichtenformat auch noch einmal ganz anders speisen als bisher."

Denn auch im TV-Programm sollen die Nachrichtenformate einem Relaunch unterzogen werden. Im Sommer feierte das 2009 eingeweihte virtuelle Nachrichtenstudio des ZDF, intern seit je her "grüne Hölle" genannt, bereits seinen zehnten Geburtstag. Hat sich das Investment damals gelohnt? ""Das Publikum ist zufrieden und das ist entscheidend. Wir freuen uns über steigende Einschaltquoten, obwohl ich immer höre, dass keiner mehr Fernsehen schaut. Wie schräg manchmal die öffentliche Wahrnehmung ist", sagt ZDF-Intendant Thomas Bellut.

"Als erstmal die Kamera-Roboter domestiziert waren und nicht mehr auf unsere Moderatorinnen und Moderatoren losgingen, haben wir viel gelernt im virtuellen Nachrichtenstudio, haben gemerkt wie praktisch es ist, aber auch dass man die Technisierung nicht überziehen darf", so seine Analyse. Und er kündigt im Gespräch mit DWDL.de an: "Wir arbeiten bereits wieder an einem Relaunch von 'heute' und 'heute journal', investieren auch hier und werden die Ergebnisse 2020 präsentieren."

Der ZDF-Intendant weiter: "Die Neugestaltung geht einher mit einer notwendigen technischen Erneuerung des Studios. Gelegentliche optische Auffrischungen sind wichtig, aber wenn man über die Verpackung spricht, will ich sagen: Der Inhalt ist immer wichtiger und grundlegend. Seriöse Information ist die Basis von allem", versichert Bellut. "Wir wollen hier einen deutlichen Schritt nach vorne machen und den Takt angeben für zukunftsfähige seriöse digitale Nachrichtenangebote."

Das gesamte Wortlaut-Interview mit ZDF-Intendant Thomas Bellut zum Mediatheken-Ausbau, ZDFneo, Medienpolitik und mehr lesen Sie am Mittwoch beim Medienmagazin DWDL.de.