Am 7. August, und damit noch vor dem umfassenden Relaunch, hat Sat.1 im Rahmen seiner "Akte" einen Beitrag über Sinti und Roma in Deutschland ausgestrahlt. Und auch heute, fast vier Monate später, sorgt die von Spiegel TV produzierte Reportage noch immer für Schlagzeilen. Bereits kurz nach der Ausstrahlung hatte sich der Zentralrat Deutscher Sinti und Roma zu Wort gemeldet und dem Sender eine "widerwärtige und rassistische Art" der Darstellung von Minderheiten vorgeworfen.
Nun hat der Zentralrat ein Gutachten von Professor Hajo Funke vorgelegt, das diese Kritik unterstreichen soll. Funke kommt zu dem Ergebnis, dass "dieser Film das Arsenal der Vorurteile gegenüber Sinti und Roma" bediene. Er widerspreche "allen journalistischen Kriterien von Fairness, Ausgewogenheit und Aufklärung". Zu einer angemessenen Thematisierung des strukturellen Antiziganismus in Europa komme es nicht.
Inzwischen sind gegen den Film auch Beschwerden bei der Landesmedienanstalt Rheinland-Pfalz anhängig, dort beschäftigt man sich derzeit mit dem Fall. Der Zentralrat Deutscher Sinti und Roma will nun eine Anzeige wegen Volksverhetzung gegen ProSiebenSat.1 prüfen.
Sat.1 hatte die Kritik bereits im August nach der Ausstrahlung zurückgewiesen und tut das noch immer. Am Dienstag teilte eine Sendersprecherin gegenüber DWDL.de mit: "Wir weisen die Kritik nach wie vor zurück. Unsere Reportage ist ein ausgewogener, journalistisch einwandfreier Bericht über mehrere Familien in Deutschland und Ost-Europa. Sie thematisiert gelungene Integrationsprojekte ebenso wie Armut und unzumutbare Lebensumstände. Sie zeigt, dass Roma auch heute noch diskriminiert und ausgebeutet werden. Sie berichtet über Tradition, Werte und Stolz – aber auch über kriminelle Machenschaften einzelner Großfamilien." Dennoch hat Sat.1 den Film nun im Archiv gesperrt, damit soll eine Zweitverwertung verhindert werden. Für eine Entfernung aus der Mediathek sehe man aber keine Veranlassung.