Schon seit einiger Zeit weist ProSiebenSat.1 regelmäßig die sogenannte "Total Video Viewtime" aus. Dafür werden alle Sehminuten einer Sendung - also egal ob sie im klassischen TV oder auf irgendeiner Online-Plattform generiert werden, und egal ob es sich um einzelne Clips oder ganze Folgen handelt - zusammengerechnet, um die immer stärkere digitale Nutzung der TV-Inhalte abbilden zu können. Die offiziellen AGF-Quoten hinken in dieser Hinsicht bekanntlich noch immer hinterher. Konvergente Daten werden inzwischen zwar in gewissem Umfang erhoben, bleiben der Öffentlichkeit aber unverständlicherweise verborgen, womit sich Sender und AGF unnötig ins eigene Fleisch schneiden.

Denn wie relevant die Online-Nutzung bei einzelnen Formaten mittlerweile ist, zeigt sich exemplarisch am Beispiel "Late Night Berlin". In der aktuellen Herbst-Staffel entfiel nun - gemessen nach gesehenen Minunten - der Großteil der Nutzung auf die Online-Kanäle. 59 Prozent der Sehminuten wurden hier generiert, nur noch 41 Prozent im klassischen, linearen Fernsehen. Das erklärt sich nicht zuletzt auch damit, dass einzelne Einspielfilme für sich allein beispielsweise hervorragend auf YouTube funktionieren. "Die Gang ist mein Team" etwa erreichte allein bei YouTube über 8 Millionen Aufrufe, das "perfekte Tinder-Date" oder das "Koks-Taxi" kommt dort auf um die 4 Millionen Aufrufe.

Dabei ging die stärkere Online-Nutzung offenbar nicht zulasten der TV-Nutzung - zumindest lag der Marktanteil bei den 14- bis 49-Jährigen in der abgelaufenen Staffel mit bislang im Schnitt 11,5 Prozent sogar so hoch wie noch nie. Die Premieren-Staffel hatte hier nur 8,9 Prozent erzielt. Da "Late Night Berlin" ein sehr junges Format ist, lohnt hier auch mal ein Blick auf die Altersgruppe 14-29: Hier liegt der Marktanteils-Schnitt über diese Staffel sogar bei 22,2 Prozent. Die Folge vom 25. November 2019 kam bei den 14- bis 29-jährigen Männern sogar auf sagenhafte 45,8 Prozent Marktanteil.

ProSieben-Senderchef Daniel Rosemann: "'Late Night Berlin' schreibt ein großes Stück ProSieben-Geschichte und vermutlich sogar ein Stück Fernsehgeschichte. Erstmals wird der Content einer ProSieben-Eigenproduktion digital länger angesehen als im TV, gleichzeitig steigen die linearen Marktanteile der Show. Herzlichen Glückwunsch an Klaas Heufer-Umlauf und sein wunderbares Team. Diese Erfolgsgeschichte zeigt, dass die Menschen starke und originäre Inhalte zu jeder Zeit und egal wo und auf welchem Device ansehen und dennoch nicht auf die klassische Erstausstrahlung im TV verzichten. Die Zahlen bestätigen unsere Strategie: ProSieben erhöht seinen Anteil an Eigenproduktionen weiter – für alle Ausspielwege."