Mit der Ehrung des ägyptischen Präsidenten al-Sisi, der mit Repressalien gegen Oppositionelle, Kritiker und die Presse vorgeht, mit dem St. Georg Orden hat Semperopernball-Chef Hans-Joachim Frey in den vergangenen Tagen für extremes Unverständnis gesorgt und seine eigene Veranstaltung fast gesprengt. Kritik kam aus allen Seiten, letztlich hat sich sogar Frey selbst von seiner eigenen Entscheidung distanziert, die er zunächst noch damit rechtfertigte, dass es kein politischer Preis sei, sondern al-Sisis Verdienste um die Kultur seines Landes gewürdigt werden sollte.

Sowohl Judith Rakers als auch Roland Kaiser, die als Moderatoren für den Abend vorgesehen waren, hatten über die sozialen Netzwerke erklärt, dass sie in Gesprächen mit den Veranstaltern seien, den Moderationsposten abzugeben. Rakers erklärte: "Ich habe angeboten, auf jegliches Honorar - auch für bereits geleistete Arbeit - zu verzichten, wenn der Ballverein mich im Gegenzug aus dem noch bindenden Vertrag entlässt." Diesem Wunsch hat Frey schließlich entsprochen. Roland Kaiser hingegen entschied sich anders. Via Facebook erklärte er: "Letztendlich habe ich mich dafür entschieden, den Semperopernball zu moderieren - und zwar nicht trotz, sondern vielleicht gerade wegen dieses Vorfalls. Gemeinsam mit den Gästen auf der Bühne und im Publikum werde ich beweisen, dass das Herz des Semperopernballs für Pluralismus, Meinungs- und Pressefreiheit, Toleranz, Freiheit und Demokratie schlägt."

Der MDR erklärte, keinerlei Verständnis für die Ehrung al-Sisis zu haben. Nachdem der Semperopernballverein zugesichert hat, dass die bereits im Vorfeld stattgefundene Ehrung in der Veranstaltung keine Rolle spielen werde, entschied der MDR aber, die Übertragung wie geplant durchzuführen. "Trotz der verständlichen, deutlichen Kritik an der Preisverleihung bleibt der Semperopernball ein wichtiges Stück Kultur aus Mitteldeutschland, welches jedes Jahr viele Menschen in Dresden und darüber hinaus begeistert. Auch aus diesem Grund halten wir in diesem Jahr an einer Übertragung fest. Presse- und Meinungsfreiheit sind für uns ein unverzichtbarer Wert. Genau das werden wir in unserer Sendung zum Semperopernball deutlich zum Ausdruck bringen und kritisch auf die Ehrung sowie die derzeitige Menschenrechtssituation in Ägypten schauen. Zugleich werden wir die künftige Zusammenarbeit mit dem Ballverein kritisch auf den Prüfstand stellen", heißt es in einer Erklärung des Senders.

Inzwischen hat sich auch ein Ersatz für Judith Rakers gefunden: An ihrer Stelle wird Mareile Höppner an der Seite von Roland Kaiser durch den Abend führen. Sie hatte den Ball bereits 2016 moderiert. Sie erklärt: "Es gab in diesem Jahr viel Trubel um den Opernball. Daraus haben alle ihre Lehren gezogen, Haltung gezeigt und das war wichtig. Und dennoch darf man eins nicht vergessen. Am Ende ist dieser Ball ein Abend für die Dresdner. Und ich weiß, wie viel dieser Ball den Menschen bedeutet. Ich bin seit Jahren mit dem Ball verbunden. Ich spiele also von Herzen gern die Feuerwehr und fühle mich geehrt, das zweite Mal den Ball zu moderieren. Denn dieser Ball ist eine Herzensangelegenheit für Dresden und ich wünsche mir, dass wir das bei aller berechtigten Kritik nicht vergessen. Und es ist die Gelegenheit zu einem Neuanfang. Um den Ball wieder da hin zu rücken, wo er stehen sollte. Ein Abend, der die Klassik in Millionen Wohnzimmer holt, in die Oper und auf den Theaterplatz."