Im Rahmen einer internen Veranstaltung, die an alle Standorte des SWR übertragen wurde, erhielten die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des Senders am Dienstagvormittag ein Update zur bevorstehenden Reform des SWR, über die das Medienmagazin DWDL.de auch schon am Montag berichtete. Ziel der Reform sei es, in fünf Jahren mit allen Ausspielwegen sehr viel jüngere Zielgruppen zu erreichen als heute.

Das sei mit dem Fernsehprogramm nur schwer zu erreichen, so das Urteil von Intendant Kai Gniffke und seiner Geschäftsleitung. Daher soll vor allem die nonlineare Reichweite von 6 auf 12 Prozent verdoppelt werden. Aus diesem Grund werde der SWR vor allen in die digitalen Produkte investieren. Der Umbau des Nachrichtenangebots unter dem Projektnamen "SWR Aktuell 2.0" ist dabei nur der Beginn eines Reformprozesses, der später auch in anderen Programmbereichen des SWR angegangen werden soll.



Ziel sei es "Doppelstrukturen zu verhindern, Ressourcen umzustellen und Ressourcen einzusparen, um sie an anderer Stelle einzusetzen". Die SWR-Führung betont, dass dieses Projekt ein Umbau- und kein Sparprozess sei. Drei Arbeitsgruppen (Audio, Web/App und Social Media) sollen in den kommenden Monaten ausarbeiten, wie die Nachrichten des SWR künftig besser aufgestellt werden können, was auch "entsprechende Personalkonzepte" beinhaltet.

Für den Bereich Audio ist die Zusammenlegung der Hörfunknachrichten, bislang auch in Stuttgart und Mainz angesiedelt, im "Audiokompetenzzentrum" Baden-Baden geplant. Regionale Nachrichten würden aber auch künftig an allen Standorten produziert. Trotzdem habe dies sicherlich Auswirkungen auf Standorte Mainz und Stuttgart. Betroffene Mitarbeiter sollen nach Baden-Baden wechseln können oder aber neue Aufgaben an den bisherigen Einsatzorten bekommen.

Die SWR aktuell-App soll künftig weitgehend automatisiert bespielt werden und sich aus dem Web-Angebot von SWR Aktuell speisen. Gleichzeitig sei geplant, stärker auf regionale Inhalte zu setzen und weniger nationale und internationale Themen zu integrieren. Eine Entscheidung über die künftige Organisation der Social Media-Aktivitäten will die Geschäftsleitung des SWR erst in der kommenden Woche fällen. Konkret geht es auch hier um die Frage ob die Aufgaben an allen Standorten bleibt oder zentral gebündelt wird.

Weitere Änderungen sollen im Zuge von "SWR Aktuell 2.0" in den kommenden Monaten geprüft werden, darunter eine frühere fünfminütige Fernsehnachrichten-Ausgabe werktags um 14 Uhr, falls diese weitgehend kosten- und personalneutral produziert werden könne. Beim Radioprogramm SWR aktuell, nur via DAB+, Livestream und einer UKW-Frequenz in Stuttgart empfangbar, soll durch Zusammenarbeit mit anderen Infowellen der ARD eingespart werden und der gute alte Videotext künftig weniger eigens dafür produzierte Inhalte haben.

Es gehe niemand über Bord, versicherte Intendant Gniffke den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern am Dienstagvormittag im Rahmen der anberaumten Veranstaltung, die als Livestream an alle Senderstandorte übertragen wurde. Gniffke: "Wenn ich eine Sorge nicht habe, dann, dass uns die Arbeit aus geht. Es gibt neue Aufgaben und jeder wird qualifiziert." Die unmittelbaren Reaktionen der Belegschaft, auch aus den zugeschalteten Standorten, fielen angesichts der Vielzahl von angekündigten Änderungen erwartbar verhalten aus.

Man wolle Vielfalt und strukturiere Einfalt, hieß es von einem Personalrat. Der hätte sich ohnehin gewünscht, eingebunden zu werden. Immerhin: Die Kommunikation der Geschäftsleitung des SWR im Vergleich zu anderen ARD-Anstalten, etwa mit der Etablierung von "SWR im Dialog", ist schon vergleichsweise offen und direkt, auch wenn Intendant Kai Gniffke klarstelt: "Die Sache ist von der Geschäftsleitung beschlossen."

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