"Unser TV- und Streaming-Geschäft ist stark gewachsen. Wir konnten das Volumen der deutschsprachigen Produktionen jetzt das dritte Jahr in Folge um 20 Prozent steigern", sagt Oliver Berben dem Medienmagazin DWDL.de kurz vorm Constantin-Film-Showcase beim Berlinale Series Market. Der Vorstand für TV, Entertainment und digitale Medien war bereits in den vergangenen Tagen äußerst präsent in Berlin, als TV Now die neuen Constantin-Produktionen "Glauben" und "Wolfsburg" ankündigte sowie die ARD Degeto "Kaufhaus des Westens" und "Der Feind – Recht oder Gerechtigkeit".

Doch damit nicht genug. Die große Neuigkeit beim Showcase heißt "Der Palast". Constantin Television macht den Berliner Friedrichstadt-Palast zum Schauplatz einer emotionalen und musikalischen deutsch-deutschen Familiengeschichte. "Uli Edel wird für uns ein echtes TV-Event über das 'Las Vegas des Ostens' inszenieren", so Berben. Die Dreharbeiten für den Sechsteiler beginnen am 19. April nach Drehbüchern von Rodica Doehnert ("Das Adlon", "Das Sacher"). Deutscher Senderpartner ist das ZDF, wo Frank Zervos, Matthias Pfeifer und Ronja Reitzig redaktionell verantwortlich zeichnen.

"Der Palast" erzählt von den Zwillingsschwestern Chris und Marlene, die sich Ende der 80er Jahre zum ersten Mal in ihrem Leben gegenüberstehen. Diese schicksalhafte Begegnung beschwört nicht nur ihre eigenen Träume, Wünsche und Hoffnungen herauf, sondern auch die Lust, das Leben jenseits aller äußeren und inneren Mauern zu genießen, so die Projektbeschreibung. Natürlich tauschen die beiden Schwestern – Revuetänzerin im Friedrichstadt-Palast die eine, bodenständige Unternehmerstochter im Westen die andere – ihre Rollen, tauchen ins Leben der jeweils anderen ein und täuschen Kollegen, Freunde und Liebhaber. Svenja Jung ("Unter uns", "Fucking Berlin", "Zarah – Wilde Jahre") spielt die Doppelrolle von Chris und Marlene. Außerdem gehören Anja Kling, Heino Ferch, Friedrich von Thun, Matthias Matschke und Luise Befort zum Ensemble. Produzenten sind Rüdiger Böss, Kathrin Bullemer und Fritz Wildfeuer, Berben fungiert als Executive Producer. Fördergelder erhält "Der Palast" vom Medienboard Berlin-Brandenburg, FFF Bayern und German Motion Picture Fund.

"Der Hunger nach lokalem Produkt wird in Europa immer größer – auch als bewusstes Gegengewicht zu den US-Streaming-Plattformen", so Berben zu DWDL.de. "Wenn wir neue Serienprojekte mit einer Handvoll europäischer Partner realisieren, können wir inzwischen Budgets von zwei bis drei Millionen Euro pro Episode stemmen. Das mag mehr Arbeit und Risiko mit sich bringen, bedeutet aber im Erfolgsfall auch deutlich mehr Upside, als wenn wir hundert Prozent der Rechte an einen Streamer verkaufen." Ein Beispiel für diese Strategie ist die geplante serielle Neuverfilmung von "Fräulein Smillas Gespür für Schnee", die Constantin Television und Beta Film in der Mache haben. Der britische Autor Clive Bradley ("Trapped") schreibt gegenwärtig die Drehbücher; Sender- und Plattformpartner aus Großbritannien, Dänemark und Grönland sind mit an Bord.

Zu den europäischen Koproduktionen, in denen Berben "großes strategisches Potenzial" sieht, zählt natürlich auch die aufwendige Serienadaption von "Wir Kinder vom Bahnhof Zoo", an der neben Constantin Television und Amazon Studios die Produktionsfirmen Cattleya aus Italien und Wilma Film aus Tschechien sowie Fremantle International als Weltvertrieb beteiligt sind (DWDL.de berichtete). Amazon Prime Video hat lediglich eine Lizenz für den deutschen Sprachraum. Wenige Tage nach den U.K. Screenings, bei denen Fremantle die Serie den internationalen Einkäufern präsentierte, waren nun auch erste Ausschnitte beim Berlinale Series Market zu sehen. Headautorin und Creative Producerin Annette Hess, Regisseur Philipp Kadelbach und das junge Ensemble haben neun Monate Dreh in Prag und Berlin hinter sich; nun wird noch in Thailand gedreht.

Ähnlich großes internationales Potenzial dürfte die Neuinterpretation der Nibelungensage haben, die Berben gemeinsam mit Constantin-Film-CEO Martin Moszkowicz produziert: "Hagen von Tronje", basierend auf dem Bestseller-Roman von Wolfgang Hohlbein, soll 2021 in zwei unterschiedlichen Versionen als Kinofilm und als sechsmal 45-minütige TV-Serie gedreht werden. Als Regisseure wurden Cyrill Boss und Philipp Stennert ("Jerry Cotton", "Der Pass") verpflichtet.