Einmal musste ProSiebenSat.1-Boss Max Conze den angestrebten Verkauf von Red Arrow Studios bereits verschieben. Ursprünglich wollte man bis Weihnachten 2019 einen Käufer für das Produktionssegment gefunden haben. Daraus wurde aber nichts, kurz vor Weihnachten hieß es dann, bis zum Ende des ersten Quartals soll es Klarheit geben. Auch dieser Termin wackelt nun. Im Gespräch mit DWDL.de will sich Conze jedenfalls nicht festlegen, ob es noch bis Ende März eine Entscheidung gibt. 

Viel länger soll es laut Conze aber nicht mehr dauern. "Die Entscheidung liegt in nicht allzu weiter Ferne", so der ProSiebenSat.1-CEO. Den Verkaufsprozess selbst will Conze nicht kommentieren und sich so auch nicht in die Karten schauen lassen. Verkauft ProSiebenSat.1 sein Produktionsgeschäft bald tatsächlich? Und wenn ja, an wen? Oder verbleibt Red Arrow Studios doch beim Medienkonzern? 

Beim Webcast am Donnerstag, als Conze und sein Finanzvorstand Rainer Beaujean die Geschäftszahlen für das Geschäftsjahr 2019 präsentierten, bot sich den aufmerksamen Zuhörern ein seltsames Bild. Sowohl CEO als auch CFO lobten Red Arrow Studios darin über den grünen Klee - das ergibt sich schon alleine aus den Zahlen. Das Segment Content Production & Global Sales steigerte seinen Umsatz nämlich um satte 18 Prozent und kam 2019 auf 652 Millionen Euro Umsatz. Gleichzeitig betonte Conze die vielen Stärken der Gruppe und nannte auch die Netflix-Realityshow "Love is Blind", die gerade vor allem in den USA für viele Schlagzeilen sorgt, als positives Beispiel. "Love is Blind" wird von Kinetic Content produziert - einer Red-Arrow-Tochter. Wie passt das mit dem geplanten Verkauf zusammen? Conze betont gegenüber DWDL.de, es gebe zwischen Red Arrow Studios und dem Deutschlandgeschäft, auf dem der Fokus des Konzerns liegt, nicht sonderlich viele Synergien.

"Der Name der Gesellschaft reflektiert nicht mehr in Gänze, was uns ausmacht."
Max Conze

Erst Mitte Februar hat ProSiebenSat.1 angekündigt, seine Entertainment-Sparte samt TV-Sendern mit der Vermarktung und anderen Entertainment-Bereichen sowie der Produktionsfirma RedSeven Entertainment unter dem neuen Dach der SevenOne Entertainment Group zusammenzuführen. Diese neue Gruppe ist dann, neben Red Arrow und der NuCom Group, eine von drei Säulen der ProSiebenSat.1 Media SE. Bei dieser Neuaufstellung wirkt der Name der Holding etwas wie aus der Zeit gefallen. Die klassischen TV-Sender werden für den Konzern schließlich immer weniger wichtig, sind im Unternehmensnamen aber nach wie vor sehr präsent. 

Dieses Dilemma hat auch Max Conze erkannt - vorerst wird sich daran aber nichts ändern. Conze sagt gegenüber DWDL.de dennoch: "Der Name der Gesellschaft reflektiert nicht mehr in Gänze, was uns ausmacht. Aber es ist ein gelernter Name und deshalb bleiben wir für den Moment dabei". Gut möglich also, dass man auch irgendwann den Namen der ProSiebenSat.1 Media SE, vor allem im Ausland traditionell eher schwer zu verstehen, angeht und ändert. Erst einmal jedoch soll sich die neue SevenOne Entertainment Group etablieren - und mit Red Arrow fällt ja ohnehin vielleicht bald eins der drei Segmente von ProSiebenSat.1 weg. 

Neue Entertainment Doppelspitze gesucht, aber...

Conze hat in den vergangenen Wochen auch einige personelle Rückschläge hinnehmen müssen. So werden mich Michaela Tod und Nick Thexton zwei hochrangige Manager das Unternehmen verlassen, die Conze geholt hatte. Während Thextons Aufgaben als CTO künftig zu CFO Rainer Beaujean wandern, ist in Sachen Nachfolger von Tod, die neben Wolfgang Link noch bis Sommer als Co-CEO der Entertainment-Sparte fungiert und sich dort vor allem um das kommerzielle Geschäft kümmert, noch nichts entschieden. "Die Doppelspitze im Entertainment-Segment hat sich bewährt", sagt Conze jetzt. Ähnlich äußerte er sich im Februar, als Tods Abgang bekannt wurde (DWDL.de berichtete). "Wir schauen uns aktuell an, wie wir die Nachfolge von Michaela besetzen und werden uns zu gegebener Zeit dazu äußern". Conze lässt sich aber eine Hintertür offen, falls man sich doch gegen eine Doppelspitze entscheidet. "Auch Wolfgang Link kann Werbung verkaufen", sagt er im Gespräch mit DWDL.de. 

Sehr präsent war am Donnerstag bei der Vorstellung der Geschäftszahlen für 2019 auch das Thema Coronavirus. Conze und Beaujean betonten mehrfach, dass das Virus negative Auswirkungen auf das aktuell laufende Geschäftsjahr haben könnte - etwa durch ausbleibende Buchungen von Werbekunden. Derzeit gebe es dafür keine Anzeichen. Bei ProSiebenSat.1 selbst gab es inzwischen einen zweiten Coronavirus-Fall. Anfang der Woche hatte man ja schon 200 Mitarbeiter ins Home Office geschickt. Den beiden betroffenen Personen gehe es gut, versichert Conze. Dennoch stellt sich die Frage nach einem Worst-Case-Szenario. Bleiben die TV-Sender überhaupt sendefähig, wenn sich das Virus ausbreitet? Conze sagt, auch bei mehr Fällen von infizierten Personen könnten die Mitarbeiter viel von zu Hause aus stemmen. Im Sendebetrieb und der Redaktion gebe es aber durchaus kritische Stellen. Der CEO versichert, man habe Maßnahmen ergriffen, um bei weiteren Fällen regulär arbeiten und senden zu können. 

Aktienkurs fällt

Die Aktionäre haben die Geschäftszahlen von ProSiebenSat.1 übrigens nicht gut aufgenommen. Der Aktienkurs sackte am Donnerstag zeitweise um zehn Prozent ab und auch am Nachmittag lag das Minus noch bei fast sieben Prozent. Die Aktie notiert derzeit auf einem Zehnjahrestief. Allein in den letzten zwölf Monaten hat das Papier fast ein Drittel an Wert verloren. Als Conze sein Amt 2018 antrat, erklärte er noch, er wolle den Aktienkurs innerhalb der nächsten drei bis fünf Jahre verdoppeln. Damals kostete eine Aktie rund 20 Euro - heute sind es knapp 10 Euro. "Natürlich sind wir alle nicht glücklich mit der Entwicklung des Aktienkurses, aber wir beschäftigen uns nicht täglich damit. Wir geben alles dafür, um unser Unternehmen vorwärts zu bringen. Sobald sich das wieder im Ergebnis niederschlägt, wird auch der Aktienkurs folgen", ist sich Conze sicher. 

Mehr zum Thema