Corona-bedingt blieb das TV-Programm im April weiterhin im Ausnahmezustand, einerseits geprägt durch weiterhin zahlreiche Sondersendungen - ob nun nachrichtlich oder eher gefühlig - zum alles beherrschenden Thema auf der einen Seite. Und durch ausfallende oder verschobene Sendungen auf der anderen Seite. Das ist teils aus akuter Not geboren, wie etwa bei der Quarantäne-bedingten Zwangspause von "The Masked Singer" bei ProSieben, teils aber auch eine bewusste Entscheidung, um angesichts der voraussichtlichen Nachschubprobleme in den kommenden Monaten jetzt schon etwas an Erstausstrahlungen zu sparen - so wie es das ZDF auf diversen Film-Sendeplätzen in der Primetime machte.

Ganz vorne im Frische-Ranking rangiert wie schon im April erneut Das Erste, das auch von seiner annähernd täglichen Sondersendung um 20:15 Uhr profitiert und so auf einen Frische-Anteil (Free-TV-Premieren oder Erstausstrahlungen) im Abendprogramm (20:15 Uhr bis Mitternacht) von gut 90 Prozent kommt. Das war nochmal mehr als im März und satte 13 Prozentpunkte mehr als noch ein Jahr zuvor. Das ZDF ist da mit 79 Prozent Frische-Anteil schon ein wenig abgeschlagen, RTL, das zu Jahresanfang noch führend war, kommt noch auf etwa drei Viertel frisches Programm. Bei RTL ist es insbesondere der Serien-Donnerstag, an dem bis auf 30 Minuten nur Wiederholungen laufen, der sich hier bemerkbar macht.

Die anderen Privaten sortieren sich wie üblich in respektvollem Abstand dahinter ein, Sat.1 wieder vor ProSieben und Vox, allesamt mit zweistelligen Prozentpunkt-Abschlägen im Vergleich zum März, während RTLzwei sich auf dem insgsamt recht niedrigen Niveau zumindest wieder leicht steigern konnte. Ganz hinten rangiert fast schon traditionell Kabel Eins - doch im April verfiel der Sender in der Primetime fast in eine Corona-Starre. Die eigentlich geplanten Folgen von "Rosins Restaurants" wurden unter Verweis auf die Corona-Krise auch noch durch alte Filme ersetzt, sodass nun satte 88 Prozent des Primetime-Programms aus abgehangener Alt-Ware bestand. Hätte man auf den letzten Metern nicht noch schnell ein Corona-Special der "Trucker Babes" anberaumt, wäre der Frische-Anteil sogar einstellig geworden.

DWDL.de-Frische-Index - April 2020

  FIX-Punkte
April 2020
Vergleich
zum Vormonat
Vergleich
zum April 2019
Jahresschnitt
2020
(vs 01-04/19)
Das Erste
90 von 100
+3
+13
85
(+5)
ZDF
79 von 100
-4
-6
86
(-2)
RTL
75 von 100
-5
+1
 85
(+3)
Sat.1
54 von 100
-10
+6 52
(-4)
ProSieben
40 von 100
-14
-16
 51
(+2)
Vox
32 von 100 -12
-9
 32
(-14)
RTLzwei 31 von 100
+2
-8
31
(-9)
Kabel Eins
12 von 100
-11
-7
23
(-3)

Zum Schluss wie immer ein paar Anmerkungen zu den Daten: Über die Qualität des Programms sagt der Anteil der Erstausstrahlungen natürlich nicht unbedingt etwas aus, doch es ist trotzdem eines von mehreren Indizien, mit welchem Aufwand ein Programm derzeit betrieben wird. Zu beachten ist zudem: Der Frische-Index gibt einen Trend an, bildet die Situation aber nicht ganz genau ab. So gibt es beispielsweise einen systembedingten "Nachteil" für Das Erste und das ZDF: Aufgrund der Werbefreiheit müssen sie mehr eigenes Programm produzieren, um die Zeit zu füllen, während die Privatsender einen gar nicht so geringen Teil des Abends mit Werbeblöcken füllen. Eine Stunde Erstausstrahlung ohne Werbung im Ersten haben wir aber genauso gewertet wie eine Stunde Erstausstrahlung bei den Privaten mit Werbung. Dazu kommt, dass einige Privatsender tendenziell etwas weniger Werbung zeigen als andere - so etwa Vox, das Serien anders als beispielsweise RTL nicht immer bis zu einer festen Anfangszeit um "viertel nach" streckt.