Die Landeszentrale für Medien und Kommunikation Rheinland-Pfalz (LMK) hat ein im vergangenen Jahr eingeleitetes aufsichtliches Verfahren gegen Sat.1 eingestellt, das hat sie nun gegenüber DWDL.de bestätigt. Am 28. April ist ein Bescheid mit der Einstellung des Verfahrens ergangen. Hintergrund war ein Bericht, den Sat.1 am 7. August in seinem Magazin "Akte" zeigte. Darin ging es um Sinti und Roma in Deutschland, produziert wurde der Beitrag von Spiegel TV. 


Schon kurz nach der Ausstrahlung kam damals Kritik auf, der Zentralrat Deutscher Sinti und Roma warf dem Sender eine "widerwärtige und rassistische Art" der Darstellung von Minderheiten vor. Später legte man außerdem ein Gutachten vor, das belegen sollte, dass Sat.1 in dem Beitrag journalistische Kriterien habe vermissen lassen. Konkret kritisierte der Zentralrat, dass der Beitrag Roma-Gruppen aus verschiedenen Ländern mit Kriminalität in Verbindung bringe. Sat.1 wies das immer zurück und erklärte, man habe einen "ausgewogener, journalistisch einwandfreier Bericht" abgeliefert (DWDL.de berichtete). 

Die Entscheidung zur Einstellung des Verfahrens durch die LMK stützt nun die Sicht des Senders. Auf DWDL.de-Anfrage heißt es von der LMK aber auch, dass die Mehrheit der Landesmedienanstalten den Bericht als "drastisch und zugespitzt" bewerte. "Die Grenze zum beanstandungswürdigen Verstoß wurde jedoch nicht überschritten." Beim Sender begrüßt man den Ausgang des Verfahrens.  "Unsere Reportage ist ein ausgewogener, journalistisch einwandfreier Bericht. Wir freuen uns, dass die LMK unserer Auffassung hier zustimmt", so Sat.1 in einer Stellungnahme gegenüber DWDL.de.


Beim Zentralrat Deutscher Sinti und Roma kann man die Entscheidung der Medienhüter, das Verfahren gegen Sat.1 einzustellen, dagegen nicht nachvollziehen. "Es ist völlig unbegreiflich, dass die Prüfgremien jede Sensibilität gegenüber der Darstellung von Sinti und Roma vermissen lassen", heißt es vom Zentralrat gegenüber DWDL.de. "Es ist schlichtweg skandalös, dass ein Aufsichtsgremium wie die ZAK, das den Prinzipien unseres Rechtsstaats verpflichtet ist, die Diskriminierung von Sinti und Roma durch die Einstellung des Verfahrens legitimiert." Außerdem wird kritisiert, dass man während des Verfahrens nicht angehört worden sei. Medienanstalten und ZAK seien hier gefordert, ihre Verfahren zu überprüfen und anzupassen. 

Die Kritik am Beitrag halte man nach wie vor aufrecht, so der Zentralrat, der sogar noch viel deutlicher wird. Gegenüber DWDL.de erklärt die Organisation: "Es sind Sendungen wie diese Spiegel-TV-Dokumentation, die mit ihrem Anspruch auf Wahrheit, de facto aber vorrangig auf die Stigmatisierung und Ausgrenzung von Sinti und Roma zielend, die Atmosphäre für einen zunehmend gewaltbereiten Antiziganismus schaffen, der wiederum zu Anschlägen wie denen in München 2016 oder dem in Hanau im Februar 2020 führen". Die Medienhüter seien ihrer Verantwortung für eine diskriminierungsfreie Darstellung in den Medien mit der Einstellung des Verfahrens "in keiner Weise gerecht geworden". Der Zentralrat Deutscher Sinti und Roma kündigt gegenüber DWDL.de außerdem an, alle möglichen rechtlichen Schritte prüfen zu wollen. Nicht ausgeschlossen, dass das letzte Wort in der Sache also noch nicht gesprochen ist.