Die konvergente Reichweitenmessung sorgt derzeit mal wieder für einige Schlagzeilen. Erst vor wenigen Tagen ist bekannt geworden, dass AGF und Google künftig nicht mehr zusammenarbeiten werden. Die Zahlen von Youtube werden damit auf absehbare Zeit nicht ins AGF-System integriert (DWDL.de berichtete). Jetzt steht darüber hinaus auch das GXL-Panel der GfK in der Kritik. Mit diesem will man Zusammenhänge zwischen Konsum- und Mediennutzungsverhalten aufzeigen. Gemessen werden unter anderem Seh- und Nutzungsdauer, auch von Youtube.

Die Mediengruppe RTL kritisiert nun fehlerhafte Daten aus eben diesem GXL-Panel. Konkret geht es um Zahlen zum 4. Quartal 2019. Dabei seien sowohl Sehdauer, Verweildauer als auch Netto-Reichweiten von Youtube mehrmals falsch übermittelt worden. Aus einem Bericht von "Horizont" geht hervor, dass die ausgewiesene Sehdauer zunächst höher war als die Verweildauer. Dass das nicht möglich ist, hätte eigentlich auch bei der GfK auffallen müssen. 

Nach einem Hinweis der Mediengruppe RTL lieferte die GfK demnach neue Daten, doch auch diese sollen falsch gewesen sein. Danach dauerte es lange, bis ein neues Update kam. "Letztlich hat es mehrere Wochen und zahlreiche Nachfragen von uns gebraucht, bis die GfK die richtigen Zahlen geliefert hat", sagt Karin Immenroth, Chief Data & Analytics Officer bei der Mediengruppe RTL Deutschland gegenüber "Horizont". 


Als dann letztlich doch noch die korrekten Zahlen kamen, sahen die ganz anders aus als die, die ursprünglich geliefert wurden. Die Verweildauer lag nicht bei 31, sondern bei 68 Minuten - sie war also deutlich höher als angegeben. Die Sehdauer betrug allerdings nicht mehr 58 Minuten, sondern nur noch 20 Minuten. Und auch die Netto-Reichweite wurde mit nur noch 29 Prozent ausgewiesen, zuerst waren es noch 54,8 Prozent. "Die Leistungswerte von Youtube wurden massiv überschätzt. Und massiv heißt: Bei der Netto-Reichweite liegt die Überschätzung bei fast 90 Prozent, bei der Sehdauer bei knapp 200 Prozent", sagt Immenroth.

Gegenüber "Horizont" kündigt Immenroth außerdem an, mögliche Schadensersatzansprüche gegenüber der GfK zu prüfen. "Wir haben mit den falschen Daten gearbeitet und daraus sehr relevante Fehleinschätzungen zu unserem Marktkonkurrenten abgeleitet", sagt sie. Das Vertrauen in das GXL-Panel habe man inzwischen verloren. Kritik daran gab es in den vergangenen Jahren immer wieder, insbesondere von den TV-Vermarktern. Dennoch gaben Agenturvertreter immer wieder an, die Daten aus dem Panel würden immer wichtiger werden. 

Beim Verband der Mediaagenturen OMG reagiert man vergleichsweise gelassen auf die falschen Zahlen. "Die Buchungen bei Youtube erfolgen mehr auf Basis von Performance Daten als auf Daten nach Reichweite und Sehdauer", sagt Klaus-Peter Schulz, Geschäftsführer und Sprecher OMG, gegenüber DWDL.de. Dennoch seien die Fehler "sehr ärgerlich". Es sei nun Sache der buchenden Agenturen, sich an die Vermarktung von Google zu wenden. "Als Verband OMG werden wir mit der GfK ins Gespräch gehen, um nebst Fehlerursache zwingend zu erfragen, was getan wird, um solche Fehler zu vermeiden."