Es ist eine Frage, die viele in der Branche umtreibt: Wie viele Menschen sehen tatsächlich Serien und Filme bei Netflix, Amazon Prime Video und anderen Streamingplattformen? Weil die Unternehmen nur sehr vereinzelt Zahlen veröffentlichen, sind die Dienste in diesem Bereich ein überwiegend schwarzes Loch. Niemand weiß, wie viele Menschen etwas gesehen haben. Die AGF Videoforschung will nun zumindest etwas Licht ins Dunkel bringen und hat erste Ergebnisse seines AGF Smart Meter vorgestellt. In diesem Projekt wird die Nutzung von Streamingdiensten gemessen. 

Die erste Ungenauigkeit beginnt aber schon bei den ausgewählten Geräten, denn gemessen wird die Nutzung vorerst nur auf Smart-TV-Geräten. Unklar ist, ob dazu auch Drittgeräte wie der Fire Stick oder Googles Chromecast zählen, auf eine kurzfristige DWDL.de-Anfrage hat die AGF noch nicht reagiert. Untersucht wurde nun der Juni dieses Jahres. In diesem Monat soll Netflix bei den ab 14-Jährigen auf eine durchschnittliche, tägliche Sehdauer in Höhe von sieben Minuten gekommen sein, Prime Video kam demnach nur auf vier Minuten und Youtube auf drei Minuten. Zum Vergleich: Selbst zusammengerechnet liegen die Streamingdienste damit weit hinter dem klassischen linearen Fernsehen, das auf täglich 216 Minuten kam. 

Nutzungsdauer Streamingdienste am Smart-TV

In den jüngeren Zielgruppen ist die Nutzung der Streamingdienste etwas höher, aber auch hier liegt das Fernsehen weit in Front. Bei den 14- bis 29-Jährigen etwa kam Netflix laut der AGF auf zwölf Minuten pro Tag und erreichte damit die höchste Nutzung aller Streamingdienste, beim Fernsehen waren es 64 Minuten. "Auf den klassischen TV-Content entfällt damit immer noch der mit Abstand größte Teil der Nutzung", sagt Kerstin Niederauer-Kopf, Vorsitzende der AGF-Geschäftsführung. Perspektivisch will die AGF auch die Nutzung der Streamingdienste auf weiteren, internetfähigen Endgeräten erfassen. Das ist angesichts der veränderten Nutzungsgewohnheiten, gerade in den jungen Zielgruppen, auch dringend notwendig. Youtube etwa wird schließlich vor allem mobil oder am Desktop konsumiert. Wann genau auch weitere Geräte erfasst werden, ist aber unklar. 

Grundlage sind 590 Haushalte

Grundlage für die Messung der Angebote auf dem Smart-TV sind die speziellen Mess-Router, die derzeit in rund 590 Haushalten des AGF-Panels verbaut und mit einem smarten TV-Gerät verbunden sind. In diesen Haushalten leben mehr als 1.200 Menschen. Bis zum Jahresende sollen es bereits 1.000 Haushalte sein, die die GfK im Auftrag der AGF in dem Panel zur Verfügung stellt. Perspektivisch will die AGF die nun veröffentlichten Daten monatlich herausgeben. 

"Unser Report gibt einen ersten validen Überblick, wie stark Streaming-Dienste bereits auf dem Big Screen genutzt werden. Serien und Filme von Netflix & Co werden häufig als Alternative zum linearen TV-Programm genutzt und konkurrieren damit um den Platz auf dem größten und wirkungsvollsten Bildschirm im Haushalt. Im Report zeigen wir aus einer übergeordneten Perspektive, wie groß das Bewegtbild-Universum durch diese ergänzende Messung bereits ist", so Kerstin Niederauer-Kopf.

Während die AGF das Projekt Smart Meter also weiter vorantreibt, musste man zuletzt bei der klassischen, konvergenten Reichweite einen herben Rückschlag hinnehmen. So beendete man die Zusammenarbeit mit Google - die Nutzungszahlen von Youtube werden also in absehbarer Zeit nicht in das AGF-System einfließen und damit vergleichbar mit den TV-Daten gemacht (DWDL.de berichtete). 

Nutzungsdauer Streamingdienste am Smart-TV