Als die Corona-Krise auch die Produktionsarbeiten im März in Deutschland zu einem weitgehenden Stillstand brachten, drohten insbesondere kleinere Produktionsfirmen sehr schnell in existentielle Schwierigkeiten zu rutschen. Um das zu verhindern, versicherten sowohl die öffentlich-rechtlichen Sender als auch die privaten Sendergruppen schnell, dass sie unter anderem die durch die Pausen anfallenden Mehrkosten zum Teil - in der Regel etwa zur Hälfte - übernehmen, auch die Mehrkosten durch die Quarantäne- und Hygiene-Regeln bei Wiederaufnahme der Dreharbeiten finanzieren die Sender derzeit meist.

Doch dauerhaft sehen sich die Sender und Produktionsfirmen nicht im Stande, dieses Risiko - auch mit Blick auf eine mögliche "zweite Welle" der Corona-Infektionen - zu tragen. Da sich keine privatwirtschaftliche Versicherungen finden, die dieses Risiko zu einem akzeptablen Preis übernehmen wollen, rufen Sender und Produzenten schon seit langem nach einem staatlich abgesicherten Notfall-Fonds. Der wurde zuletzt zwar schon für die Produktion von Kinofilmen und "hochwertigen Serien" angekündigt, doch der weitaus größte Teil der TV-Produktionen bleibt damit außen vor.

Nachdem ARD und ZDF bei der Verlängerung ihrer Unterstützungsmaßnehmen für die Produktionsfirmen jüngst schon auf die Einrichtung eines durch die Länder gestützten Notfallfonds gedrängt haben - und ihre Maßnahmen daher auch bis Ende August bzw. Mitte September befristeten, fordert nun auch die RTL-Gruppe nochmal offensiv einen sollchen Aufallfonds. In einem Gastbeitrag für die "FAZ" skizzierten Henning Tewes, COO Programme Affairs der Mediengruppe RTL Deutschland, sowie UFA-Chef Nico Hofmann nun auch nochmal im Detail, wie sie sich das vorstellen.

Demnach schlagen sie ein Modell mit Eigenbeteiligung von Sendern und Produzenten vor, die auch weiterhin jeweils zehn Prozent der corona-bedingten Ausfallkosten selbst tragen würden, während der staatlich gestützte Fonds für 80 Prozent der Kosten aufkommen soll. "Wie bei einer Kaskoversicherung würde so jeder Geschädigte einen Teil des Schadens selbst finanzieren", so Tewes und Hofmann. Damit nicht gemauschelt wird, soll der Produzent den Gesamt-Schaden beim Fonds melden, der diese Angaben dann prüfen soll. 80 Prozent der anerkannten Summe würden dann vom Fonds übernommen. "So ergäbe es Sinn, weil eine unabhängige Stelle die Schadenssumme für alle Schadensfälle mit dem gleichen Vorgehen ermittelt und feststellt", heißt es in dem "FAZ"-Gastbeitrag weiter.

Weiter schlagen sie vor, dass der Fonds mit 50 Millionen Euro ausgestattet werden und zeitlich bis zum Sommer 2021 befristet werden solle. "Ein vergleichsweise kleiner Baustein für das Hochfahren der Branche, aber mit großer Wirkung." Nur so könne die auch durch zahlreiche kleine Produktionsfirmen geprägte, vielseitige deutsche Produzentenlandschaft erhalten werden.