Am 11. September 2020 wird der Bundesverband Schauspiel wieder den Deutschen Schauspielpreis verleihen - diesmal corona-bedingt in Form eines gesetzten Dinners im Berliner Restaurant Spindler & Klatt. Die Preisträger in den acht "normalen" Kategorien werden erst am Abend der Preisverleihung bekanntgegeben (mehr zu den Nominierten hier), in einer Reihe von Spezialkategorien stehen die Gewinner aber schon jetzt fest. So geht etwa der Theaterpreis an Nicole Heesters für ihre Solo-Performance in "Marias Testament". Als Patin des Theaterpreises vergibt die Schauspielerin Katharina Abt in diesem Jahr den im vergangenen Jahr ins Leben gerufenen Preis. Die oder der Patin oder Pate wechselt jährlich und zeichnet eine Kollegin oder einen Kollegen aus, die oder der ihm ein besonderes, nachhaltig inspirierendes Theatererlebnis beschert hat.

Der Synchronpreis "Die Stimme" geht in diesem Jahr an Joachim Kerzel, der unter anderem die deutsche Stimme von Jack Nicholson, Dustin Hoffmann, Dennis Hopper, Robert Wagner, Harvey Keitel, Jean Reno und Anthony Hopkins ist. "Joachim Kerzels prägnante, einzigartige und dennoch extrem wandelbare und anpassungsfähige Stimme ist niemals auf ihren Eigenklang bedacht", heißt es unter anderem in der Begründung der Jury. Und weiter: "Er nimmt mit all seinen Sinnen das Spiel seines zu synchronisierenden Schauspielers (und der Partner!) wahr und kommt über diese hohe Konzentration und Aufmerksamkeit seinen Charakteren so nah, dass er förmlich mit ihnen verschmilzt, ohne sich jemals damit zu begnügen, wie sie zu 'klingen'".

Der Ensemblepreis geht an die Casterinnen Simone Bär, Phillis Dayanir und Johanna Hellwig sowie ihr Ensemble von "Kids Run". Die Begründung des BFFS: "Sozialwohnungen, Plattenbau, gekachelte Fluren. Arbeit auf dem Bau, die drohende Kündigung und der ewige Kampf um Geld. Mittendrin eine Familie in prekärem Patchwork. Ein Vater und seine drei Kinder, zwei Mütter, der neue Liebhaber, die Tagesmutter, Freunde, Kollegen. Das ist das Ensemble von „Kids Run“, einem dramatischen Film über den Kampf mit sich selbst und das Glück der Kinder, zusammengestellt von der Casterin Simone Bär (...). Es ist zu spüren, wie sich das Ensemble in dieser unbeständigen Welt gegenseitig stützt und eine Geschichte erzählt, die keine Anklage gegen Ungerechtigkeit ist, sondern gleichzeitig kühl und zugewandt eine Alltagsrealität beschreibt, in der Freunde und Bekannte, und manchmal auch schlichtweg Hoffnung, alles ist."

Und dann gibt es noch die beiden Ehrenpreise. Der "Ehrenpreis Inspiration", der jeweils an eine Person oder Institution geht, die "durch ihre Leistung in besonderer Weise die Schauspielkunst ermöglicht und gefördert" hat, wird an das Dresdner Kabarett "Die Herkuleseule" verliehen. Der Ehrenpreis fürs Lebenswerkt geht unterdessen an Dieter Mann. Die Begründung: "Dieter Mann ist ein Schauspieler, wie es nur noch wenige gibt. Seine Liebe zur Genauigkeit und zum Denken macht ihn zum Publikumsliebling. Er spielt sensibel, ernst, präzise, unaufgeregt und analytisch - im Theater genauso wie im Film, Fernsehen oder Hörfunk. Mit künstlerischer Konzentration baut Dieter Mann raumgreifende Charaktere. Er gibt ihnen nie zu viel, aber auch nie zu wenig. Stets ist seine starke, kluge Persönlichkeit in seinen Gestalten lebendig. Er münzt die charmante, helle Schnoddrigkeit des Berliners, den vitalen, gesunden Ehrgeiz des Arbeiters und die leidenschaftliche Vernünftigkeit des Intellektuellen um in schauspielerische Impulse - ob für die ehrliche Liebenswürdigkeit und robuste Arroganz des Tempelherrn, für die tänzerische Eleganz des Luftgeistes Ariel, für die listige, witzige Leichtigkeit des Kellners Jean, ob als Demetrius in Shakespears 'Sommernachtstraum', als Staatssekretär in Goethes 'Torquato Tasso' oder als Lopachin in Tschechows 'Kirschgarten'. Zurecht wurde ihm die sehr seltene Ehrenmitgliedschaft des Deutschen Theaters in Berlin verliehen: diesem hielt er jahrzehntelang die Treue und trug als Intendant wesentlichen Verdienst daran, dass sich das Deutsche Theater im wiedervereinten Deutschland etablieren konnte. Dieter Mann ist und bleibt ein sowohl am Theater als auch im Kino, Fernsehen und Hörspiel geschätzter Kollege, der über den Tellerrand seiner eigenen Karriere hinwegsah, Verantwortung für ein ganzes Theater übernahm, für seine Überzeugungen einstand und für sie kämpfte. Dieter Mann ist und bleibt ein Vorbild."