Jörg Schönenborn © WDR/Herby Sachs Jörg Schönenborn koordiniert das fiktionale Programm der ARD

Im ZDF hat man modernere, jüngere Serien schon vor längerem unter dem Label "neoriginal" gebündelt und produziert, koproduziert oder kauft nicht wenige davon explizit vorrangig für eine Online-Auswertung. Im linearen Fernsehen tauchen sie teils nur noch auf nächtlichen Sendeplätzen bei ZDFneo auf. Ganz so wird es bei der ARD nicht sein, doch auch dort will man als Reaktion auf die Konkurrenz durch Streamingdienste die hauseigene ARD-Mediathek mit mehr fiktionalen Angeboten stärken, die man dort zuerst zugänglich macht. Neu ist diese Ankündigung nicht, zudem gab es auch bislang schon einzelne Serien vorab online zu sehen, nun soll das aber die Regel sein.

Jörg Schönenborn, ARD-Koordinator Fiktion: "So viel und so vielfältig war Serie in der ARD noch nie. Mit 'Oktoberfest 1900' und vielen weiteren Serien in den kommenden Monaten bespielen wir erstmals durchgängig zuerst die ARD Mediathek und dann unsere linearen Ausspielwege im Ersten, in den Dritten Programmen und auf ONE. Ich freue mich über die Qualität und die Bandbreite der fiktionalen Angebote, mit denen wir die Attraktivität der ARD Mediathek nachhaltig stärken und zeigen wollen, dass wir es im non-linearen Wettbewerb ernst meinen: Wir denken nicht länger zuerst in linearen Sendeplätzen, sondern konsequent zuerst in Inhalten und Projekten – ein Paradigmenwechsel für die ARD."

Frank Beckmann, ARD-Koordinator Vorabendprogramm: "Vor einem Jahr hat die ARD eine Serienoffensive angekündigt und es ist ein fulminanter Start geglückt!  Ein großes Kompliment an alle Beteiligten. Unter anderem regional verankerte Comedy, packende Thriller und ungewöhnliche Mystery-Serien werden künftig die ARD-Mediathek noch attraktiver machen." Die ARD sei nun "auch online eine Top-Adresse für Serienfans", ist Beckmann überzeugt. Mit seinem NDR liefert er immerhin tatsächlich auch eine ganze Reihe an Serien für die Mediathek zu, wie er kürzlich in einem DWDL-Interview sagte.

Doch in den kommenden Monaten kommen auch von anderen ARD-Anstalten eine ganze Reihe an Serien zuerst in die Mediathek. Dazu gehören noch im September die Polit-Satire "Parlament" von WDR/One (29. September), vom SWR die neue Comedyserie "Der letzte Wille" (25. September), vom WDR die vom RebellComedy-Ensemble kreierte Serie "Ethno" (ab 18. Oktober), in der die Probleme von jungen BPoCs (Black and People of Colour) in Deutschland anhand der Geschichte eines jungen Mannes, dessen Eltern aus Marokko eingewandert sind, erzählt werden. Ebenfalls noch im Oktober startet vom NDR die Culture-Clash-Komödie "Da is' ja nix".

Am 20. November gibt's von Radio Bremen dann "How to Tatort". In der Mockumentary müssen Jasna Fritzi Bauer, Luise Wolfram und Dar Salim unter Beweis stellen, dass sie das Zeug für eine Hauptrolle in Deutschlands beliebtester Krimiserie haben. Im Stil einer fiktionalen Dokumentation begleitet die sechsteilige Serie das neue Team mit bei ihren Drehvorbereitungen. Die sechs 10-Minüter laufen ebenso ausschließlich online wie die MDR-Webserie "Zwei Minuten - Der Test". Darin geht's um die zwei Minuten, die ein Schwangerschaftstest benötigt, um Gewissheit zu bringen.

Voraussichtlich im Dezember gibt's dann zwei Krimiserien, die von der Degeto eingekauft wurden, zuerst in der ARD-Mediathek zu sehen. "Twin" spielt an der norwegischen Küste, wo der vermögende Hotelier Adam nach einem Streit mit seiner Frau Ingrid und seinem Bruder bei einem Unfall ums Leben kommt. Aus Angst bittet Ingrid Adams mittelosen Zwillingsbruder Erik verzweifelt um Hilfe. Erik soll sich als Adam ausgeben – damit die Familie nicht ihre Existenz verliert.  Außerdem wartet dann auch "Kommissar Bäckström" mit seiner hundertprozentigen Aufklärungsquote auf seinen Einsatz. Rätselhafte Verbrechen sind die Spezialität des Stockholmer Ermittlers.

Ebenfalls zuerst in der ARD-Mediathek gibt's die Serien-Highlights aus dem Programm des Ersten. Das reicht von "Oktoberfest 1900" über "Pan Tau", die dritte Staffel von "Babylon Berlin" und "Das Geheimnis des Totenwaldes" bis zur dritten Staffel "Charité". Die ARD spricht in ihrer Ankündigung nur von einer "Auswahl", zahlreiche weitere Formate seien noch für dieses und nächstes Jahr für eine Online-First-Auswertung geplant.