Am Rande der Berlinale hat TVNow in diesem Jahr fast ein Dutzend neuer Serienprojekte vorgestellt, von denen das nächste nun konkrete Formen annimmt: Schon seit Ende August und noch bis Ende Oktober dreht die Produktionsfirma Moovie im nordrhein-westfälischen Monschau die siebenteilige Serie "Glauben" von Ferdinand von Schirach. Von-Schirach-Serien gab es zwar schon einige, dieses ist aber das erste Projekt, für das der Bestsellerautor auch komplett alle Drehbücher verfasst hat.

Die Serie basiert auf dem Jusitzskandal um die Wormser Missbrauchsprozesse in den 90er Jahren, an deren Ende alle Beteiligten freigesprochen wurden und transportiert diese Geschichte in die heutige Zeit, in der öffentliche Debatten sich zunehmend in die Sozialen Medien verlagert haben, wo nicht selten Empörung, Hass und Hysterie eine Auseinandersetzung mit komplexen Themen verhindert.

Zum konkreten Inhalt der Serie: Ein Kinderarzt diagnostiziert in Ottern, einer westdeutschen Kleinstadt, bei einem Mädchen körperliche Spuren einer Vergewaltigung und bringt damit einen Missbrauchsprozess von bis dato ungekanntem Ausmaß ins Rollen. Kurz nach der Aufnahme der Ermittlungen durch Hauptkommissarin Laubach (Désirée Nosbusch) in dem mutmaßlichen Verbrechen, wird in den Sozialen Medien bereits die Forderung nach der Wiedereinführung der Todesstrafe für Kinderschänder laut.

Der Staatsanwalt Cordelis (Sebastian Urzendowksy) erhebt in drei Prozessen Anklage gegen 26 Bewohner der Kleinstadt. Die Männer und Frauen werden beschuldigt, einen Kinderpornografie-Ring betrieben zu haben.  Der alkoholkranke Berliner Strafverteidiger Schlesinger (Peter Kurth) soll im Auftrag der kriminellen Geldeintreiberin Azra (Narges Rashidi) einen der Angeklagten im dritten Prozess vertreten. Dabei kämpft Schlesinger nicht nur für seinen Mandanten, sondern auch gegen Falschaussagen, suggestive Befragungsmethoden und die Mühlen der Justiz selbst. Am Ende findet er heraus: Das Verbrechen, das seinem Mandanten vorgeworfen wird, hat es nie gegeben.

Ferdinand von Schirach: "Das Wesentliche dieser Verfahren war das Versagen aller gesellschaftlichen und rechtlichen Institutionen, der Presse und der Öffentlichkeit. Die allgemeine Empörung, der ungebremste Hass und die furchtbare Hysterie damals ist den heutigen gesellschaftlichen Zuständen sehr ähnlich. Es lag deshalb für mich nahe, aus den Wormser Missbrauchsprozessen eine Serie zu machen, die in der Gegenwart spielt und alle neuen Elemente aufnimmt, mit denen wir heute leben müssen. 'Glauben' ist ein Format über unsere Zeit, über die Welt, in der wir heute leben. Es erzählt die Geschichte eines allgemeinen Versagens der Gesellschaft. Ich bin sicher, dass es zu einer breiten Diskussion darüber führen wird, wer wir heute sein wollen."

Die Serie "Glauben" wird sieben Folgen à 30 Minuten umfassen und zuerst bei TVNow zu sehen sein. Später ist dann eine Ausstrahlung bei Vox geplant. Produzent der Serie ist Jan Ehlert, als Executive Producer fungiert Oliver Berben. Autor ist wie erwähnt Ferdinand von Schirach. Seitens TVNOW und Vox übernimmt Brigitte Kohnert die Redaktion unter der Leitung von Frauke Neeb und Hauke Bartel. Regie führt Daniel Prochaska. Das Justiz-Drama wird vom Medienboard Berlin-Brandenburg und der Film- und Medienstiftung NRW gefördert.