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Im Mai sorgte die "Bild" mit ihrer Berichterstattung über eine Studie des Virologen Christian Drosten für viele Schlagzeilen. In einem Artikel beschrieb das Boulevardblatt die Studie als "grob falsch" und zitierte einige Wissenschaftler, die diese These stützen sollten. Alle zitierten Wissenschaftler distanzierten sich kurz darauf aber von der Berichterstattung der "Bild" (DWDL.de berichtete). Nun wurde die Zeitung vom Presserat für eben diesen Artikel mit einer öffentlichen Rüge bedacht. Das Gremium zur freiwilligen Selbstkontrolle sieht "mehrere schwere Verstöße gegen die journalistische Sorgfaltspflicht". So sei die Formulierung, die Studie sei "grob falsch", von den zitierten Expertenmeinungen im Text nicht gedeckt. Weiter erwähnt der Artikel nicht, dass es sich um eine Vor-Veröffentlichung handelte, deren Ergebnisse noch nicht von Fachleuten überprüft waren. 

Die "Bild" hatte Drosten damals außerdem nur eine Stunde Zeit zur Stellungnahme gegeben. Auch das sei zu kurz gewesen, so der Presserat. "Zudem unterstellte der Artikel, Drosten habe womöglich Tatsachen unterdrückt", heißt es in der Entscheidung des Gremiums. Insgesamt hat der Presserat zwölf Rügen ausgesprochen, fünf davon kassierte "Bild" bzw. Bild.de. So verstieß das Blatt nach Ansicht des Presserats unter anderem mehrmals gegen den Opferschutz, zeigte die Erschießung eines Passanten und veröffentlichte ein Foto eines vermeintlichen Täters, der sich später selbst als Opfer herausstellte. 

Gerügt wurde außerdem Funkes Trash-Portal "DerWesten.de" für "eklatantes Clickbaiting". Obwohl es so scheint, als würde dieses Clickbaiting das Geschäftsmodell der Seite sein, hat der Presserat drei Fälle explizit gerügt. So versprach die Redaktion in einer Überschrift Neuigkeiten über den Gesundheitszustand von Michael Schumacher, in einem anderen Fall suggerierte man, Michael Wendler würde sich bald von einer Partnerin trennen. Nichts davon löste die Redaktion im Artikel ein. In einem dritten Beitrag behauptete die Redaktion, dass die Bundesregierung "geheime Lager" zur Versorgung mit Lebensmitteln in der Corona-Krise angelegt habe. "Auch dies entsprach nicht der Wahrheit, da die Notfalllager bereits seit langem existieren", so der Presserat. 


Weitere Rügen gingen an nordkurier.de (Detaillierte Schilderungen eines sexuellen Missbrauchs), "Sächsische Zeitung" (Unbegründete Hoffnungen auf Schutz vor Corona), "Petra" (Image-Werbung im Interview), "Off Road" (Unklare Kennzeichnung von Autowerbung), mädchen.de (Massive Schleichwerbung) und "Gala" (Verstoß gegen das Gebot zur Trennung von Werbung und Redaktion).