Die Geschichte rund um Wirecard erhält eine weitere Erzählung. Die Produzentin Gabriela Sperl wird mit ihrer Sperl Film- und Fernsehproduktion GmbH als auch eine 90-minütige Doku sowie eine sechsteilige, fiktionale Serie zum Thema produzieren. Das hat Sperl jetzt gegenüber DWDL.de angekündigt. Als Senderpartner hat man Sky und die ARD mit im Boot. Während die Doku zunächst bei Sky und später in der ARD laufen wird, ist die Serie für eine ausschließliche Ausstrahlung bei Sky vorgesehen. Beide Projekte entstehen zusammen mit Sky Studios. Auf Seiten der ARD ist der RBB der federführende Sender bei dem Doku-Projekt. 

Damit kommt es zum Duell zwischen zwei Wirecard-Projekten, auch Nico Hofmann hatte bereits vor einigen Wochen angekündigt, den Wirecard-Skandal mit der UFA verfilmen zu wollen. Hofmann arbeitet derzeit an einem Dokudrama für TVNow sowie einer fiktionalen Serie, bei der der Abnehmer derzeit aber noch unklar ist. "Das passiert ja immer wieder bei Themen, die sehr heiß sind", sagt Gabriela Sperl gegenüber DWDL.de zur Dopplung mit der UFA. "Ich bin an Wirecard schon sehr lange dran und habe mich bereits im Frühjahr um Rechte bemüht. Daher sind wir in der Recherche auch sehr weit."

Sperl verfolgt die Geschichte rund um Wirecard seit dem letzten Jahr und hat sich bereits einige Rechte gesichert. So arbeitet sie exklusiv mit Melanie Bergermann und Volker ter Haseborg von der "WirtschaftsWoche" zusammen, die beiden schrieben schon früh über Wirecard und werden im November auch ein Buch zum Thema herausbringen. Über die beiden Journalisten ist die Produzentin auch auf andere Personen rund um Wirecard gestoßen, sagt sie. Sperl hat sich auch mit dem ehemaligen Wirecard-CEO Markus Braun getroffen, der inzwischen in Untersuchungshaft sitzt. "Ich wollte seine Sicht der Dinge hören", so die Produzentin. Stattgefunden hat das Treffen zwischen den zwei Verhaftungen Brauns. 

Geld, Gier, Moral und Verfolgung

Als Koproduzenten und Regisseure der Doku fungieren Benji und Jono Bergmann. Seitens Sky zeichnet Julia Jaensch im Team von Frank Jastfelder für beide Projekte verantwortlich und seitens des RBB ist Rolf Bergmann für die Dokumentation zuständig. Der Drehstart für die Doku soll noch im Herbst erfolgen, bei der Serie geht es erst im kommenden Jahr los. In der Doku wird der Hauptfokus auf den Menschen liegen, die in den vergangenen Jahren bereit waren, ihre eigene Freiheit und Unversehrtheit aufs Spiel zu setzen, um Dinge über Wirecard ans Licht zu bringen. "Es gibt viele Menschen, die über Monate und Jahre hinweg von Wirecard verfolgt wurden. Sie haben trotzdem weitergemacht", sagt Sperl. Damit sind etwa Journalisten gemeint oder auch Menschen innerhalb des Unternehmens. Aber auch Gier, Moral und der Stellenwert von Geld in unserer Gesellschaft werden beleuchtet. 

"Es gab ja von Financial Times, Wirtschaftswoche, im Handelsblatt, der Zeit und in relevanten Internetforen sehr viele gute Berichte. Es gab zum einen die Kritiker, die man auslachte, oder, wie die FT, sogar verklagte, weil die auf Missstände hinwiesen. Es gab aber auch viele andere, die Wirecard als Hoffnung priesen und die Shortseller angriffen, die Wirecard angeblich kaputt machen würden. Da ich immer gerne politische und brisante Geschichten erzähle, hat es mich von Beginn an gereizt, mehr zu erfahren und mich einer möglichen Wahrheit zu nähern", so die Produzentin im Gespräch mit DWDL.de. Im Netz gab es schon vor Jahren eine regelrechte Schlacht zwischen Wirecard-Kritikern und Anhängern. "Wirecard wurde zu einer Glaubensfrage, völlig absurd." 

Ich wollte seine Sicht der Dinge hören.
Gabriela Sperl über ihr Treffen mit Ex-Wirecard-CEO Markus Braun

In der Serie will man die Vorgeschichte erzählen. Also: Wie kann es passieren, dass Menschen irgendwann ihren Kompass verlieren? Viel mehr zum Inhalt der Serie will Sperl aber noch nicht verraten. Marcus Ammon, Senior Vice President Sky Original Production, sagt über die beiden Projekte: "Ein Finanzkrimi in dieser Dimension, die Rätsel um einen Betrug epischen Ausmaßes und deren geheimnisumwobene Protagonisten, ist nicht nur Stoff für eine aufschlussreiche Dokumentation, sondern birgt unzählige Erzählstränge und komplexe Charaktere als Grundlage für eine fiktionale Serie“, so Ammon. „Wir freuen uns, gemeinsam mit Gabriela Sperl dieser ungeheuerlichen Geschichte auf den Grund zu gehen. Gabrielas einzigartiges Netzwerk und ihr ungebrochener Wille, aufzuklären und die Wahrheit ans Tageslicht zu befördern, sind die besten Voraussetzungen für zwei spannende Projekte."

Und Martina Zöllner, Film- und Dokuchefin des RBB, ergänzt: "Wie konnte es zu einer solchen irrationalen Entkopplung von rauschhaftem Höhenflug und ökonomischer Realität kommen? Und warum haben so viele den Traum Wirecard mitgeträumt? Dies will unser gemeinsamer Film herausarbeiten und dafür die Kraft des Dokumentarischen nutzen."

Der Fall Wirecard, mutmaßlich einer der größten Wirtschafts-Skandale, die es in Deutschland jemals gegeben hat, wird damit auch für das deutsche Fernsehen und seine Produzenten zu einem wichtigen Thema. Offen bleibt die Frage, wer die beste Erzählung des Stoffes liefert. Nico Hofmann und Gabriela Sperl haben ihre Hüte bereits in den Ring geworfen.