2013 ist Sebastian Turner beim "Tagesspiegel" eingestiegen, er erwarb 20 Prozent der Anteile an der Zeitung und wurde neben Giovanni di Lorenzo zudem Herausgeber. Nun verlässt er, wie angeblich schon vor sieben Jahren mit Dieter von Holtzbrinck vereinbart, das Unternehmen zum Jahresende. Das hat er jetzt angekündigt. Seine Anteile an der Zeitung gehen zurück an Holtzbrinck. 

Turner will sich in Zukunft auf sein Unternehmen Trafo konzentrieren, das er vor rund zwei Jahren gründete. Dabei handelt es sich um eine Beteiligungsfirma, Turner hält über sie Anteile an mehreren kleinen Tech-Unternehmen im Medienbereich. Der "Tagesspiegel" wird bei Trafo künftig als Medienpartner fungieren, Turner wird zudem Holtzbrinck weiterhin als Berater zur Verfügung stehen. 

Die Trennung vom "Tagesspiegel" geht äußerst harmonisch über die Bühne. Dieter von Holtzbrinck lobt Turner als "Kreativitäts-Genie". Holtzbrinck: "Der Verlag, der sich bereits in den davor liegenden 2 Jahrzehnten vom letzten Platz Schritt für Schritt auf eine vordere Position im konkurrenzstarken Berliner Zeitungsmarkt vorgekämpft hatte, schaffte es nicht zuletzt dank Turners Dynamik schnell zur Nr. 1, zum ‚Leitmedium der Hauptstadt‘." Die Verlagsgruppe und auch er persönliche verdanke Turner eine Reihe "zukunftsträchtiger Projekte" sowie "strategische Impulse". 

Sebastian Turner sagt zu seiner Entscheidung: "Vor kurzem gab es eine Anhörung im Abgeordnetenhaus, dem Berliner Landesparlament. Das Thema war die Krise der Printmedien in Berlin, eine Reihe von Tageszeitungen war eingeladen, der Tagesspiegel nicht. Wir fragten nach: ‚Warum?‘ Uns wurde gesagt: ‚Bei Ihnen geht es doch bergauf‘. Tatsächlich geht es beim Tagesspiegel seit einem Vierteljahrhundert bergauf, seit Dieter von Holtzbrinck den Tagesspiegel übernahm. Ich bin sehr dankbar, dass er mich eingeladen hat, die jüngste Periode des Tagesspiegels zu begleiten und dem Berliner Team und mir die Freiheiten gab, so viel auszuprobieren, dass auch manches gelang. Heute wird der Tagesspiegel von einem digitalen Ökosystem getragen, das seine Stärke in der Coronakrise beeindruckend beweist. Dank dieses digitalen Ökosystems und eines vielfach ausgezeichneten Teams in Redaktion und Verlag sind die Einnahmen für die Inhalte – also aus Abos, Lizenzen, am Kiosk und für digitale Paid-Produkte – auf Höchstständen und sie steigen in diesen Wochen und Monaten deutlich über Plan." Der "Tagesspiegel" habe die Transformation ins Digitale erfolgreich aufgesetzt, so Turner weiter.