"Die Zeit" hat den stellvertretenden FDP-Chef und Bundestagsvizepräsidenten Wolfgang Kubicki zusammen mit dem SWR-Intendanten Kai Gniffke zum Interview über die Öffentlich-Rechtlichen geladen, das in dieser Woche erscheint - und ist dabei, wenig überraschend, auf gegensätzliche Positionen gestoßen. "Mich stört dieses Erziehungsfernsehen", sagte Kubicki etwa mit Blick auf Kommentare in den "Tagesthemen". "Mich stören nicht bestimmte Meinungen, mich stört, dass das Meinungsspektrum in der ARD nicht ausgewogen abgebildet wird."

Gniffke räumte ein, "dass wir noch stärker ein divergierendes Meinungsbild abgeben müssen". Deshalb werde in den "Tagesthemen" gerade mit einem Pro-und-Contra-Format experimentiert. "Ich mache mir langfristig auch keine Sorgen, dass die Rolle des konservativen Kommentators bei uns vakant bleibt." Er könne sich "solche Leute" wie den inzwischen im Ruhestand befindlichen Siegmund Gottlieb jedoch nicht backen. "Wo kämen wir denn hin, wenn wir exzellente Leute ablehnen, weil sie uns nicht konservativ genug sind? Das wäre dann wirklich politische Zensur."

Gleichzeitig müsse die ARD "das ganze Spektrum zulassen", was auch geschehe - "bis an die Schmerzgrenze", wie Gniffke betonte und auf einen Kommentator bei SWR.de verwies, der ein Mitregieren der AfD forderte, um zu zeigen, was sie kann. "Holla, die Waldfee! Das gab eine heftige Diskussion bei uns im Haus", so der SWR-Intendant im "Zeit"-Interview. Auch von einem Auftrittsverbot für AfD-Politiker in Talkshows hält Gniffke nichts. "Davon würde ich abraten. Wenn wir anfangen zu unterscheiden, wer bei uns auftreten darf und wer nicht, kommen wir argumentativ ganz schnell in den Wald."

2018 hatte die Redaktion der ARD-Talkshow "Hart aber fair" erklärt, den AfD-Bundestagsfraktionschef Alexander Gauland nicht mehr in ihre Sendung einladen zu wollen, da dieser den Nationalsozialismus verharmlose. Und Ende 2019 gab ZDF-Chefredakteur Peter Frey bekannt, dass der Thüringer AfD-Politiker Björn Höcke nicht mehr als Gast in Talkshows seines Senders erwünscht sei. "Ich halte nichts von einem Bann über einzelne Personen", sagte Gniffke jetzt. "Was macht man denn, sollte Höcke thüringischer Ministerpräsident werden? Ihn nicht zu Wort kommen lassen? Das wird schwer..."