Es wäre wohl ein Schlag, den die Kinobranche als eine Art Knockout wahrnehmen dürfte: Wenn der neueste James-Bond-Film "No Time to Die" die Kino-Auswertung angesichts der Corona-Pandemie umgehen und stattdessen direkt bei einem Streaming-Dienst gezeigt würde. Genau darüber soll Berichten von "Bloomberg" und "Variety" zufolge aber das Produktionsstudio MGM zuletzt mit verschiedenen Streamern wie Apple und Netflix gesprochen haben. Bei MGM heißt es, dass man Gerüchte über derartige Gespräche nicht kommentiere und schiebt hinterher: Der Film stehe nicht zum Verkauf. Geplant ist der Kinostart nun nach der zweiten Verschiebung im April kommenden Jahres.

Das ist zumindest der aktuelle Stand in diesem Herbst - zugleich erscheint es angesichts der sich weltweit wieder zuspitzenden Lage in Sachen Corona durchaus plausibel, dass man sich mit Alternativ-Szenarien befasst, wenn die Kinos auch im kommenden Jahr nur unter starken Einschränkungen oder gar nicht öffnen können. "Variety" berichtet dann auch trotz des Dementis unter Berufung auf mehrere Personen aus der Branche, dass MGM die Lage in den letzten Wochen sondiert habe - bei einer Preisvorstellung von um die 600 Millionen US-Dollar.

Das wäre eine gewaltige Summe, läge aber zugleich deutlich unter dem, was man sich - zumindest in normalen Zeiten - von einer Kino-Auswertung erwarten würde. Die Frage ist nur, wie lange sich MGM eine Verschiebung des in der Produktion 250 Millionen US-Dollar teuren Films leisten kann und wann man Kompromisse eingehen müsste. "Variety" berichtet unter Berufung auf Insider, dass die Verschiebung schon jetzt zwischen 30 und 50 Millionen US-Dollar gekostet habe.

Unkompliziert wäre so ein Wechsel zu einem Streaming-Dienst aber nicht: Entgegen stehen etwa die zahlreichen Verträge mit Werbepartnern, die ihre Produkte wie bei Bond-Filmen üblich darin patziert haben und denen eine Kino-Auswertung zugesichert worden war. Zudem müsste MGM sich mit den Produzenten Barbara Broccoli und Michael G. Wilson und deren Produktionsfirme Eon ebenso einigen wie mit Universal Pictures, die eigentlich die weltweiten Distributionsrechte halten.