Foto: ARD/Wolfgang Groeger-MeierIm Gespräch mit der "Süddeutschen Zeitung" widerspricht Baumann seinem Vorgänger Hartmann von der Tann entschieden, der sagte, Fernsehen sei per se ein oberflächliches Medium. Man könne auch in die Tiefe gehen, ist Baumann überzeugt.

Allerdings leide besonders die Informationsschiene der ARD im Bereich der Dokumentationen und Reportagen unter zu wenigen Zuschauern bei verhältnismäßig hohem Aufwand. "Wenn Sie teure Stoffe ins Programm nehmen, sind sechs Prozent Marktanteil zu wenig", sagte Baumann der "Süddeutschen Zeitung". Eine Arbeitsgruppe befasse sich innerhalb des Senderverbundes daher im Augenblick mit der Frage, wie sich der Sendeplatz am Montag Abend für die Zuschauer attraktiver gestalten lässt.
 
 
"Das Programm muss erkennbar zuschauernäher sein, näher dran an der deutschen Lebenswirklichkeit", sagt Baumann mit Blick auf die Quotenentwicklung. Mit den derzeitigen Zuschauerzahlen der Tagesthemen indes sei man in der ARD "zufrieden, aber es gibt keinen Jubel". Im Vergleich zum Vorjahr habe man 200.000 Zuschauer hinzugewinnen können. Dass es nicht mehr sind, führt Baumann auch auf auf den allgemeinen Zuschauerverlust bei Nachrichtensendungen im Allgemeinen zurück. Auch über die Neubesetzung in den Tagesthemen mit Tom Buhrow gibt es - wie zu erwarten - keine Klagen: "Nichts hat mich mehr gefreut, als sein Start, weil Tom Buhrow genau unsere Erwartungen erfüllt", sagt Baumann der SZ.

Insgesamt scheinen es politische Inhalte derzeit schwer zu haben. So sei auch der Zuschauerrückgang bei den politischen Magazinen nicht der Kürzung um fünfzehn Minuten geschuldet, sondern dem abflauenden Interesse der Zuschauer an politischen Inhalten. Zwar wäre es laut Baumann "wünschbar", die politischen Inhalte unter dem Dach einer gemeinsamen Programmmarke zusammenzuführen - ähnlich wie im Bereich der Kultur mit Titel, Thesen, Temperamente kürzlich geschehen: Ein Format, eine Moderatorin aber Programmzulieferung durch die verschiedenen ARD-Anstalten. Doch für durchsetzbar hält Baumann diese Idee im Bereich der politischen Magazine nicht.

Die Neubesetzung des Sabine-Christiansen-Sendeplatzes durch Günther Jauch hält Baumann für eine gute Idee, auch wenn der Sendeplatz nicht in sein Ressort fällt, sondern in den der Unterhaltung. "Jauch passt vom Profil zu uns: höchste Kompetenz, gepaart mit Prominenz - warum sollten wir nicht den besten nehmen, den es gibt?", fragt Baumann rhetorisch. Einem möglichen Image-Schaden des Senders durch eine eventuell bevorstehende kontroverse Diskussion um Jauch und seine boulevardeske Tätigkeit bei RTL sieht Baumann gelassen entgegen, beklagt aber, dass es inzwischen "chic" sei, auf die ARD einzuprügeln und mahnt mehr Fairness an.