Produzent Markus Schäfer hat in seiner Funktion als stellvertretender Vorsitzender der Produzentenallianz der "Süddeutschen Zeitung" ein Interview gegeben und darin über die aktuelle Situation der Branche gesprochen. Vor allem die im deutschen Fernsehen so präsenten Fernsehfilme sieht Schäfer in Gefahr. Das Genre laufe Gefahr, "immer weiter unterfinanziert" zu sein. "Die notwendig erzielbaren Deckungsbeiträge aus einem 90-Minüter werden ständig kleiner. [..] Es ist ein Punkt erreicht, an dem das wirtschaftliche Arbeiten kaum mehr möglich ist." Wenn der Fernsehfilm dauerhaft unterfinanziert bleiben, würden Produzenten, die sich darauf fokussiert hätten, vom Markt verschwinden, warnt Schäfer. 


Die meisten Aufträge in Sachen Fernsehfilm kommen traditionell von den Öffentlich-Rechtlichen, die müssen derzeit um die Erhöhung des Rundfunkbeitrags kämpfen. Durch das anhaltende "Nein" der CDU in Sachsen-Anhalt erscheint die geplante Erhöhung aber äußerst fraglich. "Falls die eingeplante Gebührenerhöhung nicht kommt, steht zu befürchten, dass die Sparziele der Anstalten noch ambitionierter werden. Das wird nicht an den Programmbudgets vorbeigehen", sagt Markus Schäfer. 

Und auch über die staatlichen Ausfallfonds spricht der stellvertretende Vorsitzende der Produzentenallianz gegenüber der "SZ". Der sogenannte Ausfallfonds II steht kurz vor dem Start und soll dann auch auf klassische TV-Produktionen anwendbar sein (DWDL.de berichtete). Die zeitliche Verzögerung beim Aufbau des Fonds begründet Schäfer mit dem deutschen Föderalismus. "16 Bundesländer und auch die Fernsehsender unter einen Hut zu bekommen, ist zeitintensiv." 

Die Pandemie als "Brandbeschleuniger"

Schäfer macht aber auch keinen Hehl daraus, dass er sich mehr Unterstützung wünschen würde. Er verweist den 50 Millionen Euro schweren Ausfallfonds I für Kinofilme und High-End-Serien, dieser Topf würde ein Marktvolumen von rund 500 Millionen Euro abdecken. "Der Ausfallfonds II deckt ein Marktvolumen von etwa 2 bis 2,4 Milliarden Euro ab und wird sich voraussichtlich in der Höhe nicht groß vom Ausfallfonds I unterscheiden. Die Diskrepanz ist also augenscheinlich." Gleichzeitig verweist Schäfer auf Großbritannien, wo rund 560 Millionen Euro an Produzenten fließen. 

Eine Insolvenzwelle von kleinen und mittleren Produzenten stehe zu befürchten, so Schäfer. "Die Studie der Produzentenallianz von 2018 zeigt, dass viele Unternehmen jetzt schon an der Rentabilitätsgrenze wirtschaften. Meist wird der Gewinn aus der aktuellen Produktion gleich in die Entwicklung der nächsten gesteckt. Wenn diese Produzenten an ihr Kapital gehen müssen, um Schadensfälle oder die sinkenden Margen abzudecken, dann drohen sie, in prekäre und existenzbedrohende Lagen zu rutschen. Hier wirkt die Pandemie wie ein Brandbeschleuniger."