Nach mehr als drei Jahrzehnten hat sich Sabine Töpperwien dazu entschlossen, ihre Karriere als Sportjournalistin zu beenden. Im Laufe der Jahre hat sie mehr als 700 Fußballspiele kommentiert, knapp 600 davon in der Bundesliga. Wie der WDR mitteilte, wird Töpperwien bereits zum Monatsende aus gesundheitlichen Gründen in den vorzeitigen Ruhestand gehen. "Ich bin nun 60 und habe seit knapp einem Jahr chronische Schmerzen in den Nerven und Sehnen beider Arme", sagt Töpperwien. "Das ist eine Folge der immer mehr gewordenen Computerarbeit, die mittlerweile 80 Prozent des Tagesgeschäfts ausmacht und nicht mehr von mir zu leisten ist. Mit halbem Dampf arbeiten - das will ich nicht."

In den 80ern waren ihre damaligen Sportchefs noch der Meinung, sie sollte besser über rhythmische Sportgymnastik berichten. Aber sie wollte Fußball und kam deshalb im Oktober 1989 zum WDR und kommentierte das erste Live-Spiel einer deutschen Frauenfußball-Nationalmannschaft im Ersten. Es folgten unter anderem das Hin- und Rückspiel im UEFA-Cup-Finale 1997 zwischen Schalke 04 und Inter Mailand, das Champions-League-Finale zwischen Dortmund und Bayern München aus dem Londoner Wembley-Stadion und der erste Einsatz bei einer Fußball-WM 1998 in Frankreich.

Tom Buhrow © WDR/Annika Fußwinkel WDR-Intendant Tom Buhrow
Sabine Töpperwien war damit die erste Frau in Deutschland, die live aus einem Fußballstadion berichtet hat. Neben Fußball berichtete sie aber auch über zwölf Olympische Spiele. Neben ihrer Reporterinnen-Aufgabe leitete Sabine Töpperwien ab 2001 die WDR-Sportredaktion Hörfunk, 2019 übernahm sie gemeinsam mit vier Kollegen den crossmedialen Sportcampus im WDR. "Sabine Töpperwien ist eine Pionierin und eine lebende Legende der deutschen Sportberichterstattung", sagte WDR-Intendant Tom Buhrow. "Ich werde ihre markante Stimme, ihre leidenschaftlichen Fußball-Kommentare und ihre ausgezeichnete Sport-Kompetenz sehr vermissen."

Töpperwien selbst zieht eine zufriedene Bilanz. "Eine Frau auf dem Heiligen Stuhl des Fußball-Reporters - das könne doch nicht sein, hieß es beispielsweise. Aber mein Bruder Rolf hatte mich auf das Experiment im Haifischbecken gut vorbereitet", erinnert sie sich. "Jedes Wort werde auf die Goldwaage gelegt, hat er gewarnt. Otto Rehhagel entgegnete mir mal, ich hätte doch noch nie den Schweiß einer Kabine gerochen. Und Christoph Daum riet mir, lieber mal meinen Bruder zu schicken. Frauen hatten es lange Zeit viel, viel schwerer im Reportergeschäft. Es war ein steiniger Weg, das zu ändern." 

Sie sei "einfach dankbar, dass ich mein Hobby zum Beruf machen konnte", so Töpperwien. "Und ich bin sehr glücklich, dass ich 31 Jahre meinen Traum beim WDR leben durfte. Eine neue Ära im crossmedialen Sportcampus zu kreieren, war eine große Herausforderung. Jetzt ist auch diese Mission erfüllt."