Vor einigen Tagen hat die Sportjournalistin Sabine Töpperwien ihr vorzeitiges Karriereende angekündigt. Mehr als 700 Fußballspiele kommentierte sie im Radio, nun zwingen sie gesundheitliche Probleme zu einem Abschied. Töpperwien war die erste Frau in Deutschland, die ein Fußballspiel kommentiert hat, sie gilt als Pionierin in diesem Bereich. Und doch war sie sich sicher: Von Gleichberechtigung kann man noch nicht sprechen. So erklärte sie etwa zu ihrem Abschied, dass sie sich nicht vorstellen könne, es noch mitzuerleben, wie eine Frau in den ARD-Radios ein WM- oder EM-Finale kommentieren würde. Doch genau das hat die ARD nun angekündigt. 

Schon am Donnerstag berichtete die "Bild", dass die Audioprogrammkonferenz der ARD entschieden habe, dass das WM-Finale im nächsten Jahr von einer Frau kommentiert werden soll. Das bestätigt der Sender auf Anfrage von DWDL.de - und geht jetzt sogar noch weiter. Bereits zum EM-Finale in diesem Jahr will man eine Frau in den Einsatz schicken. Man wolle damit den Wunsch der ARD unterstreichen, Frauen im Sportjournalismus zu fördern.

Und es gibt auch schon einen ersten fixen Namen: Das EM-Finale in diesem Jahr soll Julia Metzner vom SWR begleiten. Sie kommentiert bereits regelmäßig die Bundesliga-Konferenz in den ARD-Hörfunkwellen. "Sie hat dieses Finale verdient", sagt Steffen Simon, ARD-Teamchef für die anstehende EM. "Ich freue mich, dass die täglich gelebte Praxis im ARD-Hörfunk, Frauen in der vordersten Reihe einzusetzen, auch bei der EURO sicht- und hörbar wird."

Valerie Weber © WDR/Annika Fußwinkel Valerie Weber
WDR-Programmdirektorin Valerie Weber, die gleichzeitig auch Vorsitzende der Audioprogrammkonferenz ist, macht dann auch ganz deutlich, auf wen die Initiative zurückzuführen ist. Sie sagt: "Ein tolles Zeichen der Sportchefs und auch eine Verbeugung vor der langjährigen Sportfunkchefin Sabine Töpperwien. Sie hat mit ihrem Zitat, dass sie es wohl nicht mehr erleben wird, dass eine WM im Finale von einer Frau kommentiert wird, den Ball bei uns Chefs ins Rollen gebracht." Und offensichtlich kann es dann auch mal in der ARD ganz schnell gehen. 

"Überwältigt und sprachlos"

Welche Reporterin das WM-Finale 2022 in den ARD-Wellen kommentieren wird, ist bislang noch nicht klar. Dafür ist es wohl schlicht noch zu früh. Sabine Töpperwien jedenfalls zeigt sich "überwältigt und sprachlos" von der nun getroffenen Entscheidung. Töpperwien: "Bis diese Woche hätte ich es nicht für möglich gehalten, dass tatsächlich eine Frau da Endspiel einer Weltmeisterschaft kommentieren darf. Ich freue mich für meine Nachfolgerinnen sehr, dass sie jetzt gleich zweimal eine solche Chance bekommen."