Bislang fristete die WDR-Talkshow "Die letzte Instanz" eher ein Schattendasein, doch mit der Rassismus-Debatte, mit der die jüngste Ausgabe am vergangenen Freitag begann, hat sich das schlagartig geändert. Nachdem sich der WDR bereits zerknirscht äußerte und einräumte, dass bei einem solchen Thema "unbedingt auch Menschen mitdiskutieren sollen, die andere Perspektiven mitbringen und/oder direkt betroffen sind", hat sich jetzt auch Moderator Steffen Hallaschka zu Wort gemeldet.

"Ich muss schmerzlich erkennen, wie viele Menschen unseren Talk 'Die letzte Instanz' als massiv verletzend und rassistisch diskriminierend erlebt haben. Das bestürzt mich, weil ich Rassismus abgrundtief verachte", schrieb Hallaschka am Montag auf Facebook. "Mit einer Debatte über rassistischen Sprachgebrauch nun im Zentrum von Rassismusvorwürfen zu stehen, trifft mich hart. Diejenigen, die die Sendung als verletzend empfunden haben, möchte ich aufrichtig um Entschuldigung bitten."

Er habe zwar "an vielen Stellen interveniert, wo Sprachgebrauch als diskriminierend empfunden werden kann", betonte der Moderator. "Mein Einschreiten war aber nicht immer entschlossen genug. Den Verlauf unserer Diskussion hätte auch ich mir anders gewünscht." Eine offen beleidigende Absicht seiner Talkgäste habe er aber nicht erkennen können. "Das mindert natürlich nicht die Verletzung, die dadurch ausgelöst wird", räumt Steffen Hallaschka ein und kommt schließlich zu einer "bitteren Lektion", wie er schreibt: "Wir stehen gesellschaftlich offenbar noch nicht da, wo wir uns im Jahr nach 'Black Lives Matter' gewähnt hatten."

In seinem Statement machte Hallaschka auch noch einmal deutlich, wie die Sendung gemeint ist - nämlich "wie eine Runde von Freunden, die sich in einer Kneipe trifft", wo Tiefsinniges neben Unsinnigem stehe. "Das soll den Zuschauer auf unterhaltsame Weise zum Nachdenken über die Themen anregen. Oft entstehen erhellende und wahrhaftige Momente. Beim Talk zur 'Zigeunersauce' allerdings ging das gehörig schief. Manche Themen verlangen eine sensiblere Gästeauswahl."

Entschuldigt haben sich inzwischen auch andere Gäste der Runde, darunter Janine Kunze und Micky Beisenherz. "Eine Sendung, in der vier Kartoffeln sitzen und mittels Karten über Rassismus abstimmen hat ein Problem", schrieb Beisenherz auf Twitter. "Und auch meine Rolle in der Show war keine gute. Ich habe die Kritik aufmerksam gelesen und finde sie auch berechtigt. Ganz klar mein Fehler. Sorry."

"Diese Folge ist misslungen"

Karin Kuhn © WDR/Dirk Borm Karin Kuhn
WDR-Unterhaltungschefin Karin Kuhn äußerte am Montag ebenfalls ihr Bedauern. "Ich möchte mich dafür entschuldigen, dass wir diese ernsten Themen in einer so unpassenden Gästezusammenstellung produziert und ausgestrahlt haben", sagte sie in einem WDR-Interview. "Ich kann es nicht anders ausdrücken: Diese Folge von 'Die letzte Instanz' ist misslungen. Das hätten wir anders und besser machen können und müssen." Dass die Sendung überhaupt wiederholt wurde, sei der "zweite große Fehler" gewesen, so Kuhn. "Die Sensibilität kam in diesem Fall leider erst durch die zurecht große Empörung. Warum man erst von außen bei dieser Folge darauf gestoßen werden muss, besprechen wir gerade mit allen Beteiligten."

Vom Löschen der Sendung aus der Mediathek hält Kuhn allerdings nicht viel. "Löschen heißt nicht, dass man ein Problem gelöst hat", sagte die Unterhaltungschefin. "Schon alleine aus Transparenzgründen sollte die Sendung deshalb in der Mediathek bleiben. Wir haben die Sendung in der Mediathek mit einem Text versehen, der sie einordnet und der deutlich macht, dass wir sie für verfehlt halten und das auch unumwunden einräumen."

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