91 Ausgaben der Sketch-Comedy "Sechserpack" sind zwischen 2003 und 2010 entstanden. Nachdem die Quoten kontinuierlich gesunken waren, beendete Sat.1 das Format schließlich - aus heutiger Sicht würde man sich wohl über die damaligen Werte freuen. Auch die letzte Staffel erreichte im Schnitt immerhin noch 9,7 Prozent Marktanteil in der werberelevanten Zielgruppe. Jetzt, mehr als zehn Jahre nach dem Ende des Formats, hat Sat.1 juristischen Ärger. 

Denn Nina Vorbrodt, die in dem Format eine der Hauptrollen spielte, fordert vom Sender eine Nachvergütung, weil die Sendung aus ihrer Sicht so erfolgreich war und ist, dass dieser Erfolg nicht genügend in ihrem damals vereinbarten Honorar berücksichtigt worden sei. Vor Gericht hat die Schauspielerin nun auch einen ersten Erfolg errungen: Das Landgericht München I hat ihrer Klage stattgegeben. Sat.1 wurde zur Auskunft über die Einnahmen, die man mit dem Format erzielt hat, einschließlich der Werbeeinnahmen, verurteilt. 

Schauspieler können seit einer Gesetzesänderung 2002 eine Nachvergütung fordern, wenn ein TV-Format besonders erfolgreich war. Dazu muss das bezahlte Honorar in einem auffälligen Missverhältnis zu den Erträgen stehen. Die "Bild" berichtete vor rund einem Jahr, dass Nina Vorbrodt seinerzeit rund 621.000 Euro Honorar für ihre Mitwirkung an dem Format erhielt. Wie das zu bewerten ist, lässt sich wohl erst sagen, wenn Sat.1 tatsächlich offenlegt, wie viel Geld man mit "Sechserpack" erwirtschaftet hat.

Vergleich ausgeschlagen

Ob Sat.1 eine entsprechende Auskunft abgeben wird, ist unklar. Das Urteil ist nicht rechtskräftig und auf Anfrage vom Medienmagazin DWDL.de will sich der Sender nicht zur Angelegenheit äußern. Möglich wäre auch, dass Sat.1 die Sache in die nächste Instanz hebt und hier auf einen anderen Ausgang hofft. Laut "Bild" schlug die Schauspielerin bereits ein Vergleichsangebot des Senders in Höhe von 22.500 Euro aus. 

Vor dem Landgericht München präsentierte Vorbrodt jedenfalls Daten zur Anzahl der Ausstrahlungen sowie zu den Einschaltquoten. Das seien "klare Anhaltspunkte dafür, dass die fragliche Comedyserie im Vergleich zu anderen Comedyformaten überdurchschnittlich erfolgreich verwertet wurde", heißt es vom Gericht. Ein Nachvergütungsanspruch erscheine möglich. 

Fast 200 Wiederholungen allein in 2020

Tatsächlich läuft die Sketch-Comedy "Sechserpack" bis heute sehr oft im Programm von Sat.1. Im abgelaufenen Jahr wiederholte Sat.1 insgesamt mindestens 192 Mal eine Folge. Im Schnitt wurden also alle 91 bis 2010 produzierten Folgen mehr als zwei Mal ausgestrahlt. Im Januar 2021 waren es mindestens 18 Wiederholungen. Insgesamt sollen die produzierten Folgen fast 9.000 Mal auf diversen Sendern wiederholt worden sein. Der Großteil der Wiederholungen läuft allerdings mitten in der Nacht. Wie viel Geld Sat.1 damit erwirtschaftet, könnte vielleicht schon bald ein Thema vor Gericht werden. Und das dürfte sicherlich auch die anderen fünf "Sechserpack"-Schauspieler interessieren.