Als die "Tagesthemen" im Herbst letzten Jahres die Umbenennung der "Kommentare" in "Meinung" vornahmen, wurde auch bereits ein neues Meinungs-Format für die Sendung angekündigt: Ein Pro-und-Contra, bei dem zwei Journalisten unterschiedliche Standpunkte vertreten - so wie am Montag zum Thema Schulöffnungen. Es gehört zur Strategie von Helge Fuhst, der als Zweiter Chefredakteur von ARD-aktuell für die "Tagesthemen" verantwortlich zeichnet, ein breiteres Meinungsspektrum als in der Vergangenheit abzubilden.

"Es gibt die unterschiedlichsten Meinungen bei uns in der ARD. Wir müssen sie nur noch sichtbarer machen", sagt Fuhst in einem Interview mit der "Welt" und räumt damit ein, dass das zuletzt nicht optimal gelang. Als Beispiel führt er das Thema Klimawandel an. Fuhst: "Viele Zuschauerinnen und Zuschauer haben uns auf der Seite der Klima-Aktivistinnen und -Aktivisten gesehen. Doch es gibt in der ARD natürlich auch die Meinung, dass nicht alle Aktionen der Aktivisten gut waren, oder die Frage, ob die Ansprache von Greta mit 'How dare you' zielführend ist."

Das Meinungsbild der "Tagesthemen" war zuletzt eher linkslastig, so zumindest der Eindruck, den viele Zuschauer der Redaktion zurückspielten, auch wenn es etwa bei sicherheitspolitischen Fragen sehr wohl konservative Kommentare gegeben habe. "Mir ist der Gesamtblick auf unser Angebot wichtig, und da ist die Sehnsucht nach liberalen und konservativen Identifikationsfiguren groß, das bekommen wir als Rückmeldung. Eine Aufgabe ist es daher, mehr Stimmen auch mit solchen Meinungen abzubilden", so Fuhst. Wichtig sei es, deutlich zu machen, dass die "Tagesthemen" nicht "missionieren" wollten.

Fuhst wolle "sicherstellen, dass wir die Gesellschaft abbilden und sich die Zuschauerinnen und Zuschauer in den verschiedenen Meinungen wiederfinden können. Dazu brauchen wir auch mehr als beispielsweise urbanes Lebensgefühl." Generell sieht er die "Tagesthemen" auf einem guten Weg zu mehr Diversität im Meinungs-Bereich, räumt aber ein, dass Veränderungen Zeit brauchen. Inzwischen würden immerhin etwa gleich viele Frauen und Männer kommentieren, allerdings gebe es noch ein Defizit bei jüngeren Gesichtern.

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