Martin Grasmück ist am Dienstagnachmittag zum neuen Intendanten des Saarländischen Rundfunks gewählt worden. Da in den ersten sechs Wahlgängen keine Zweidrittel-Mehrheit zustande gekommen war, reichte in Wahlgang Nummer 7 dann die einfache Mehrheit. Laut SR entfielen dann 26 von 38 Stimmen auf Grasmück - womit das Zwei-Drittel-Quorum dann aber sogar doch noch erreicht wurde. Er setzte sich gegen SR-Chefredakteurin Müller-Armgard und ARD-Chefredakteur Rainald Becker durch. Becker hatte seine Kandidatur nach dem dritten Wahlgang zurückgezogen, da schon klar war, dass er nicht genug Stimmen erreichen würde.

Martin Grasmück ist ein echtes Eigengewächs des SR: Nach dem Volontariat arbeitet er lange Zeit für den Hörfunk, später wurde er Leiter der Intendanz. 2015 trat er sein jetziges Amt als Hörfunkdirektor des Senders an. Er fungiert zudem auch als stellvertretender Programmdirektor.

Er übernimmt den SR in einer schwierigen Zeit: Die zunächst ausgebliebene Erhöhung des Rundfunkbeitrags trifft den SR besonders stark, weil damit auch der neu ARD-Finanzausgleich nicht in Kraft tritt. Der SR ist als eine der kleinsten ARD-Anstalten aber auf finanzielle Unterstützung der Anderen angewiesen. Auseinandersetzten muss sich Grasmück nun auch mit dem Vorschlag von SWR-Intendant Kai Gniffke, der eine weitreichende Zusammenarbeit vorgeschlagen hat.

Die SR-Rundfunkratsvworsitzende Gisela Rink hat vor wie nach der Wahl zwar nichts stärker betont als dass der neue Intendant den SR in eine eigenständige Zukunft führen soll - doch zunehmender finanzieller Druck könnten auch im Saarland irgendwann neue Denkprozesse anstoßen. Einstweilen singt auch Grasmück aber das Hohelied auf die Eigenständigkeit. "Es wird darum gehen, den SR als eigenständige Rundfunkanstalt für das Saarland und die Menschen in der Großregion SaarLorLux zu erhalten. Zugleich werden wir unsere Rolle im föderalen Verbund der ARD wahrnehmen und unsere Kompetenzen dort aktiv einbringen", sagte er nach seiner Wahl.

Die Neuwahl zum jetzigen Zeitpunkt war nötig geworden, weil der derzeit noch amtierende Intendant Thomas Kleist angekündigt hat, sein Amt zum 30. April abzugeben. Eigentlich wäre seine zweite Amtszeit noch bis zum 30. Juni 2023 gelaufen. Kleist steht seit dem 1. Juli 2011 an der Spitze der saarländischen Landesrundfunkanstalt. Er hatte seinen Rückzug damit begründet, dass jetzt der richtige Zeitpunkt sei, "um den SR im Internet mit neuen digitalen Angeboten kompetent zu platzieren". Dies wolle er Jüngeren überlassen.

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