Vor etwas mehr als zwei Wochen ist bekannt geworden, dass die Mediengruppe RTL und Gruner + Jahr demnächst fusioniert werden könnte. Bei Bertelsmann prüft man solche Pläne derzeit jedenfalls (DWDL.de berichtete). Konzernchef Thomas Rabe hat dem "Spiegel" nun ein Interview gegeben und darin noch einmal unterstrichen, dass man die Sache ergebnisoffen prüfe. "Noch ist nichts entschieden. Wir stehen am Beginn des Prozesses", so Rabe, der sich sowohl eine Fortsetzung der bisherigen Kooperationen, als auch die Fusion einiger Geschäftsbereiche oder eben den kompletten Zusammenschluss vorstellen kann. 

Dass es auf beiden Seiten Kritiker einer möglichen Fusion gibt, wundert Rabe indes nicht. "Es wäre überraschend, wenn das in einem journalistischen Haus anders wäre." Schlecht beraten wäre er, würde er die Unternehmen gegen ihren Willen zusammenführen. Wie groß die Bereitschaft in der Belegschaft ist, will man in den kommenden Monaten herausfinden. Aber Rabe sagt auch: "Ich habe das Gefühl, dass RTL und G + J gut zusammenpassen könnten."

Entscheidung bis Ende September

Eine finale Entscheidung soll es im dritten Quartal dieses Jahres geben. "Ab dem vierten Quartal beginnt die Umsetzung", so Rabe, der einräumt, dass es nicht nur darum geht, neue Wachstumspotenziale zu heben, sondern eben auch um das Einsparen von Kosten bei einer möglichen Fusion der beiden Unternehmen. Rabe, dessen Vertrag erst im Januar verlängert wurde, erklärt dann auch, dass es in seiner dritten Amtszeit vor allem darum gehen wird, "den Konzern noch stärker auf Wachstum auszurichten."

Die journalistische Unabhängigkeit der einzelnen Marken soll bei einer Zusammenführung jedenfalls nicht in Gefahr sein, beschwichtigt Rabe, der auf das Chefredakteursprinzip verweist. "Die journalistische Verantwortung liegt in den Redaktionen. Seit ich hier bin, habe ich mich in vielleicht zwei oder drei Konfliktfällen gekümmert. Wenn die ‘Stern’-Redaktion einzelne RTL-Formate kritisch begleiten will, ist das selbstverständlich weiter möglich."

Und täglich grüßt das Kartellamt

Und dann spricht Rabe im "Spiegel"-Interview auch noch über ProSiebenSat.1 und die anstehenden Änderungen beim Streamingdienst TVNow. Auf die Frage, ob er weiterhin die Chance sieht, die Konkurrenz aus Unterföhring zu übernehmen, damit hatte der Bertelsmann-Chef im vergangenen Jahr kokettiert, antwortet Rabe: "Selbstverständlich". Unmittelbar würden solche Überlegungen aber nicht anstehen, "weil die Kartellbehörden noch immer primär auf den klassischen Fernsehwerbemarkt schauen" und eine mögliche Fusion wohl gar nicht erlauben würden. Rabe: "Ich glaube nicht, dass die Sendervielfalt bei einem Zusammenschluss abnehmen würde, das Bewegtbildangebot in Deutschland ist unendlich groß. Da besteht genug Wahlfreiheit für jeden."

Das Bundeskartellamt führt Rabe in dem Interview auch an, als es um die Veränderungen bei TVNow geht. Der Streamingdienst der Mediengruppe RTL heißt künftig RTL+. Damit verbaut man sich ein Stück weit den Weg zu Kooperationen, die es aber auch unter dem aktuellen Namen nicht gegeben hat. Zu einer möglichen Fusion zwischen TVNow und Joyn sagt der Bertelsmann-Boss: "Die deutschen Wettbewerbsbehörden würden ein Zusammengehen derzeit vermutlich nicht genehmigen." In Frankreich betreibe man gemeinsam mit TF1 und dem öffentlich-rechtlichen France Télévisions die Plattform Salto. "So etwas ist in Deutschland noch nicht möglich". Und doch denkt Thomas Rabe offensichtlich immer wieder daran.