Bei der Mediengruppe RTL tut sich derzeit so einiges: RTL wird sich in den kommenden Monaten spürbar wandeln und den Fokus auf ein eher älteres Publikum richten (DWDL.de berichtete). Darüber hinaus wird TVNow zu RTL+ und ganz nebenbei überlegt man auch, ob es eine Fusion mit Gruner + Jahr geben könnte. Zumindest zu letzterem Punkt wollte sich Bernd Reichart, Geschäftsführer der Mediengruppe RTL, in einem am Donnerstag veröffentlichten Interview mit der "Wirtschaftswoche" (€) nicht äußern. Man befinde sich noch mitten in dem Prozess und er wolle nicht über dessen Ausgang spekulieren.

Mehr sagt Reichart, als es um TVNow geht. Dort hatte man erst im März erstmals Abonnenten-Zahlen genannt, Ende Dezember waren es demnach 1,29 Millionen. Und die Ziele in Köln sind offenbar groß: "Bis zum Herbst wollen wir die Zwei-Millionen-Marke überspringen", sagt Reichart. Im Vergleich zum Vorjahr hätte sich das Wachstum in den ersten drei Monaten dieses Jahres vervierfacht. Dass man beim Budget nicht mit Netflix-Serien mithalten kann, bereitet Reichart keine Sorgen. "Wir setzen auf das Zusammenspiel von TV und Streaming und auf Inhalte von hier für Menschen von hier."

Für besonders viele Schlagzeilen sorgte in den vergangenen Wochen die Trennung von Dieter Bohlen, der künftig weder bei "DSDS" noch beim "Supertalent" dabei sind wird. Den Abgang des Jury-Bosses erklärt Reichart mit den gesunkenen Quoten: DSDS habe auf hohem Niveau nach und nach Marktanteile verloren. "Deshalb bekommt die Sendung ein neues Konzept und eine neue Jury." Außerdem, und das lässt aufhorchen, registriere man einen zunehmenden Wunsch nach Gemeinschaft und Nähe. Das war mit Dieter Bohlen ganz offenkundig nicht glaubwürdig umzusetzen. 

Zur angestrebten Neuausrichtung von RTL sagt Reichart gegenüber der "Wirtschaftswoche" das, was man ohnehin die ganze Zeit aus Köln hört: RTL ist und bleibe die erste Adresse für Mainstream. Reichart: "Mainstream im besten Sinne, gemacht für ein großes und buntes Publikum." Man setze auf positive Unterhaltung und Familienfernsehen. Auf die Frage, wie RTL es schaffen wolle, das Image des "Trash-Senders" abzuschütteln, antwortet Reichart mit einem Verweis auf die 700 Journalisten, die man beschäftigt. 

Was die Zukunft der deutschen Medien im Allgemeinen geht, sieht Reichart eine schwere Zeit auf die Branche zukommen. "Unternehmen müssen viel investieren, damit sie auch in Zukunft mit den großen US-Konzernen konkurrieren können", so der Chef der Mediengruppe RTL. Er sei überzeugt davon, dass auch künftig noch zwei oder drei starke nationale Konzerne mit medienübergreifendem Angebot geben werde. Das sei auch im Interesse der werbenden Industrie. "Für Wettbewerber auf den folgenden Plätzen könnte es perspektivisch ungemütlich werden."