Noch bis zum 30. April ist Christine Strobl Geschäftsführerin der ARD-Filmtochter Degeto, danach übernimmt sie von Volker Herres den Posten der ARD-Programmdirektorin. Und während bei solchen Personalveränderungen oft gerne alle Beteiligten bis zum letzten Tag in ihren Rollen bleiben, um niemandem auf den Schlips zu treten, ist es in diesem Fall etwas anders. Schon vor einigen Tagen wurde bekannt, dass Strobl in ihrer neuen Funktion das Gespräch mit der "Klima vor acht"-Initiative gesucht hat (DWDL.de berichtete). Und nun hat sie sich auch in einem Interview mit der dpa zu ihren Zielen als Programmdirektorin geäußert. 

In dem Interview sagt Strobl vor allem das, was ohnehin seit einiger Zeit die Strategie der ARD ist: Um auch künftig alle Menschen in der Gesellschaft zu erreichen, soll die Mediathek gestärkt werden, die Zuschauer des linearen Programms sind heute im Schnitt älter als 50 Jahre. Mit dem linearen Fernsehen alleine habe man "im Grunde keine Chance mehr, ein Angebot für alle zu machen", sagt Strobl. Die Mediathek müsse daher mit dem Ersten gleichberechtigt sein. Wie man die Plattform stärken will, hatte man bereits Ende 2020 ausgeführt (DWDL.de berichtete).

In dem dpa-Interview spricht Strobl auch darüber, wieso man dem ZDF online derzeit noch hinterherhinkt. Mit der Mediathek sei man auf einem guten Weg, aber eben auch ein bisschen später gestartet, so die neue Programmdirektorin. "Und die föderale Aufstellung hat in dieser Frage nicht immer geholfen". Außerdem sagt Strobl auch, dass die ARD ein "echtes Netzwerk" werden soll. "Mit viel Energie, Kraft und Wissen, eine Familie, in der wir uns austauschen und nicht jeder alles machen muss". Stattdessen müsse man Schwerpunkte setzen und für bestimmte Themen vielleicht auch Kompetenzzentren an einem Ort schaffen. "Wichtig ist, dass regionale Vielfalt nicht heißt, dass wir Dinge doppelt machen, sondern im Miteinander zielgerichtet die gemeinsamen Ausspielwege stärken."

Mit Blick auf die Mediathek will Strobl auf starke Köpfe setzen. Das ist vor allem vor dem Hintergrund der vielen prominenten Abgänge in jüngster Zeit interessant, mit Linda Zervakis, Mai Thi Nguyen-Kim und Matthias Opdenhövel hat die ARD alleine in den vergangenen Wochen drei prominente Gesichter verloren. Vor allem der Abgang von Nguyen-Kim dürfte der ARD im Hinblick auf die jungen Zuschauer schmerzen. Doch für Strobl ist das Thema der Köpfe wichtig. "Warum haben so viele Menschen vor der US-Präsidentenwahl die Dokumentation von ‘Tagesthemen’-Moderator Ingo Zamperoni über seine deutsch-amerikanische Familie in den USA verfolgt?", fragt sie in dem Interview und hat die Antwort natürlich gleich parat: "Weil er als Person einen emotionalen Zugang zu diesem Thema gefunden hat, der einen persönlichen Blickwinkel ermöglicht." Ihr sei es lieber, wenn man die Köpfe selbst aufbaue. Aber: "Vielleicht müssen wir auch mal bei der Konkurrenz schauen", so Strobl. 

Die neue ARD-Programmdirektorin spricht gegenüber der dpa auch über die zahlreichen Sondersendungen der vergangenen Monate - und wo die (künftig) zu finden sind. Man müsse jedenfalls nicht von "Bild Live" lernen, wie so etwas gehe, sagt Strobl und verweist auf Phoenix und Tagesschau24. Dennoch müsse man sich im Verbund stärker als bislang verzahnen. "Wir müssen noch präziser darauf achten, dass wir den Menschen, die vielleicht ihre geliebte Serie im Ersten anschauen, sehr schnell sagen: Achtung, es passiert gerade was Wichtiges in der Welt." Und bei einer "bestimmten Bedeutung" eines  Ereignisses wünscht sich Strobl, dass man auch im Ersten "schnell live dabei" sei. Die Art der Ereignisse hat Strobl offen gelassen.