Beim unformatierten Dokumentarfilm, für den oft mehr als 100 Stunden Filmmaterial gedreht wird, entsteht der Film ganz maßgeblich erst im Schnitt - für den allerdings einer Umfrage des Editoren-Bundesverbands häufig viel zu wenig Zeit eingerechnet wird. So sei bei 65 Prozent der fast 250 untersuchten Dokumentarfilme im Vorfeld zu wenig Schnittzeit einkalkuliert worden. Die tatsächliche Schnittzeit liege im Schnitt bei 27,3 Wochen, branchenübliche Kalkulationen gehen aber nur von 12 bis 16 Wochen aus.

Beschleunigen könnte man den Prozess durch eine Schnittassistenz, die es aber in über 40 Prozent der Fälle nicht gegeben habe, in über 50 Prozent nur punktuell. Obwohl also regelmäßig Mehrarbeit anfällt, sei bei mehr als der Hälfte der Verträge keine Absprache hinsichtlich der Vergütung bei Übeschreitung der vereinbarten Schnittzeit getroffen worden. 28 Prozent der Befragten gaben an, die zusätzliche Zeit gar nicht vergütet zu bekommen, bei einem weiteren Viertel der Befragten in geringerem Umfang als die usprünglich geplante Zeit.

Dadurch verschärfe sich das Problem der ohnehin schlechten Bezahlung. 22,7 Prozent der abhängig Beschäftigten gaben an, unter Tarifvertrag vergütet zu werden. Rund 90 Prozent sind aber ohnehin selbständig tätig - und diese Gruppe steht der Erhebung zufolge überwiegend noch schlechter da: Während die durchschnittliche Tagesgage der abhängig Beschäftigten 297 Euro betrug, lag die  nominelle Durchschnittsgage  der  Rechnungssteller*innen bei  226  Euro, die effektive Gage demnach nur bei 174 Euro pro Tag.

Aus der Umfrage leitet der Verband unter anderem die Forderung nach einem größeren Anteil des Gesamt-Budgets für den Schnitt, eine allgemein bessere Bezahlung auch gemessen an der Verantwortung für den Erfolg des Films und eine realistische Kalkulation der benötigten Zeit - der Verband spricht hier von etwa einem halben Jahr, je nach Länge des zugrunde liegenden Filmmaterials - ab.

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