Im Herbst letzten Jahres rief der MDR unter dem Titel "Mein Schwein pfeift" Kreative dazu auf, ihre Ideen für neue Webserien einzureichen, die "die das ländliche Leben in Mitteldeutschland fiktional und humorvoll unter die Lupe nehmen". Knapp 150 Vorschläge gab es, woraus man nun drei Projekte ausgewählt hat. Sie sollen noch im Sommer bzw. Spätsommer dieses Jahres gedreht werden, sodass sie dann 2022 den Weg in die ARD-Mediathek finden können. Damit sie dort vom anvisierten jüngeren Publikum auch gefunden werden, wird für alle drei die Social-Media-Strategie direkt mit entwickelt. Den Zuschlag erhielten nun die Serien mit den Arbeitstiteln "Die Pflegionärin", "Straight Outta Crostwitz" und "Ollewitz!".

Hinter "Die Pflegionärin" von der Produktionsfirma Cross Media stehen Judith Bonesky als Autorin und Regisseurin sowie Johanna Teichmann als Produzentin. Erzählt werden sollen "die skurrilen, dramatischen, schmutzigen und lustigen Alltags-Abenteuer" der ambulanten Pflegekraft Franzi im Thüringer Ilm-Kreis. "Anstatt personellen Engpässen, unterdurchschnittlicher Bezahlung und fehlender Perspektive mit schlüssigen Konzepten zu begegnen, werden die Menschen, die diesen Beruf mit Hingabe und Einsatz ausüben, sich täglich um das Wohl kranker, alter und hilfsbedürftiger Menschen kümmern, zwischen Profit und Politik zerrieben", heißt es in der ziemlich realitätsnah klingenden Beschreibung. "Die Pflegionärin" wolle dabei ihren Finger sprichwörtlich in die Wunde legen, und ohne die Moral-Keule zu schwingen den ganz normalen Wahnsinn zeigen, den eine Pflegekraft auf dem Land erlebt.

In "Straight outta Crostwitz" steht die junge Sorbin Hanka im Mittelpunkt, die eigentlich Everybody's Darling ist und sorbische Volkslieder interpretiert - während sie von ihrem Durchbruch als Rapperin träumt. Als Hanka unerkannt im örtlichen Jugendclub an einem Rap-Battle teilnimmt und ihre Tarnung auffliegt, löst sie damit in ihrem Heimatdorf einen Clash zwischen Tradition und Moderne aus. Die Idee zur Serie hatten Daniel Lwowski und Andreas Nowak, die auch Regie führen. Beide bringen einen musikalischen Hintergrund mit: Nowak, gebürtiger Bautzener mit sorbischen Wurzeln, ist selbst Musiker bei der Band Silbermond, Lwowski hat unter anderem schon zahlreiche Musikvideo inszeniert. Das Drehbuch stammt von Joe von Hünerbein, die Produktionsfirma ist Katapult.

"Ollewitz!" spielt im vom Braunkohleabbau und der Renaturierung führerer Tagebaulandschaften geprägten südlichen Sachsen-Anhalt im Vereinsheim des gleichnamigen Fußballclubs. In der Beschreibung heißt es: "Dort treffen sich zum Soundtrack der 80er Jahre Alt und Jung, sowie Stadt und Land unter der Diskokugel. Familie und Geheimnisse sind eine explosive Mischung. Manche Familienfeier gleicht daher eher einem Krieg als einem frohen „Beisammensein“. Für Außenstehende oder „Zurückgekehrte“ wird die Lage oft so unübersichtlich, dass die Tanzfläche zum Minenfeld und der Gang zur Toilette zum Spießrutenlauf wird. 'Ollewitz!' erzählt vor dem Hintergrund eines Tagebausees von einer solchen Feier, die zur Reise in die Vergangenheit wird, in der die 80er Jahre auferstehen, Kinder neue Väter bekommen und ein riesiger Schlund eine ganze Generation zu verschlucken droht." Autor des Drehbuchs ist Tobias Rohe, produziert wird die Serie von Cine Impuls.

MDR-Programmdirektor Klaus Brinkbäumer: "Auch wenn uns bei der Vielzahl der Einreichungen die Entscheidung schwer fiel, haben uns der Auswahlprozess und die Begegnung mit den Kreativen und Produzierenden große Freude bereitet. Mit den drei ausgewählten Webserien stärken wir die ARD-Mediathek für neue Zielgruppen. Wir setzen auf kürzere Formate und erzählen mit jungen Stimmen aus den Regionen Sachsens, Sachsen-Anhalts und Thüringens. Ich freue mich auf sorbischen Rap, die Abenteuer einer ambulanten Pflegerin und einen Fußballplatz am Abgrund. Mein Dank gilt allen Teilnehmenden!"